Vom Westen in den Süden und in den Norden, das Auob Tal hinab und das Nossob Tal hinauf, wechseln wir unsere Camps und begeben uns auf spannende Pirschfahrten, machen interessante Beobachtungen und treffen nette Nachbarn und bekannte Unbekannte aus der Schweiz.
Gefühlt ist manchmal wenig los auf so einer Pirschfahrt, wenn man sie im einzelnen betrachtet und vor Ort selber erlebt. In der Retrospektive, beim Nachbearbeiten in Form dieser Berichterstattung, merkt man aber, was für ein grosses Glück wir haben und wie viel spannende Tierbegegnungen wir erleben dürfen, wie die Natur immer wieder Neues bereit hält, was für eine gute Zeit wir zusammen haben und welch tolle, hilfsbereite und nette Menschen man immer wieder trifft auf so einer Safari.
Sonntag, 28. Januar 2024
Mata Mata Restcamp - Twee Rivieren Restcamp, Kgalagadi Transfrontier Park
Schon kurz nach 5 Uhr klingelt der Wecker, wir stehen auf und bauen das Lager sogleich ab. Während wir unseren Kaffee brühen und alles ins Auto räumen, schwatzen wir noch mit Ernie und ich versuche, meine eSIM für Südafrika zu aktivieren. Das dauert etwas und so kommen wir erst um 06:50 los und dann tuckern wir gemütlich das Auob Tal entlang in Richtung des südlichsten Punktes vom KTP, zum Haupteingang Twee Rivieren.
Einer der wenigen Schabrackenschakale, die wir dieses Mal zu sehen bekommen haben.
Wieder ist nur wenig Wild zu sehen und im östlichen Teil bis zum ersten Picknickplatz Kamqua sehen wir nach wie vor auch nur recht wenige Greifvögel. Und trotzdem landen noch einige neue Arten auf unserer Sichtungsliste. Wir fahren langsam und halten immer wieder an. Nur wenige andere Fahrzeuge sind unterwegs.
Typische Kalaharilandschaft im Auob Tal mit frisch spriessendem Gras nach den ersten guten Regenfällen dieser Saison
Lanner Falcon (Lannerfalke) präsentiert sich auf seiner perfekten Ansitzwarte
Blütenpracht der Regensaison
Auob Trockenflusstal
Bei den beiden Picknickplätzen Kamqua und Auchterlonie machen wir jeweils nur kurze Pausen.
Am Auchterlonie Picknickplatz - mit dem kleinen interessanten Museum, ein originales, wiederaufgebautes Steinhaus, das während dem 2. Weltkrieg für ein paar Jahre für die Wachposten und für Farmer genutzt wurde
Kurz nach dem Mittag treffen wir in Twee Rivieren ein, wo wir gleich einchecken und bei den botswanischen Behörden die Einreiseformalitäten erledigen. Somit sind wir nun nicht mehr «staatenlos» unterwegs und offiziell in Botswana, obwohl wir uns noch auf südafrikanischem Boden befinden.
Dann suchen wir uns eine Campsite aus und richten uns ein. Der Nachmittag geht schnell rum und am Abend machen wir uns noch auf einen Gamedrive, der uns ein Stück das Nossob Tal hinauf bis zum Rooiputs Wasserloch und wieder zurück führt.
An einer Regenpfütze direkt am Pistenrand treffen wir auf Southern Masked Weaver (Maskenweber)...
... Wattled Starling (Lappenstar), im Hintergrund noch ein Cape Sparrow (Kapsperling) ...
... Ring-necked Dove (Gurrtaube) ...
... und die flinken Namaqua Dove (Kaptäubchen).
Der berühmteste (oder zumindest wohl meist fotografierte) Baum im KTP mit seinen riesigen Siedelwebernestern
Eine Oryx erfreut sich am frisch spriessenden Gras
Eine Herde Springböcke zieht über die Ebene vom Nossob Trockenflussbett
Marico Flycatcher (Maricoschnäpper)
White-browed Sparrow-Weaver (Weissbrauenweber)
Die allgegenwärtige und fast nie stillsitzende Ring-necked Dove (Gurrtaube)
Beim Samevloeing Wasserloch entdecken wir direkt am Pistenrand einen Erdmännchen-Bau und ich kann von einem der Tiere ein tolles Bild schiessen.
Zurück im Camp, entfachen wir ein Feuer und braten uns dann sehr leckere Sirloin Steaks mit Kartoffelspalten auf dem Feuer und gegrillten Maiskolben.
Zahlen des Tages
Tageshöchsttemperatur: 39° Tageskilometer: 163,8 km
Montag, 29. Januar 2024
Twee Rivieren Restcamp - Nossob Restcamp, Kgalagadi Transfrontier Park
Dicke Regenwolken hängen über uns, als wir aufstehen und gleich das Camp abbauen. Grad kurz bevor der Kaffee fertig gebrüht ist, bekommen wir einen kurzen, heftigen Regenschauer ab, also hüpfen wir schnell ins Auto und fahren schleunigst los.
Die aufgehende Sonne zaubert nach dem Wolkenbruch eine fantastische Lichtstimmung in die Landschaft, auf dem sandigen Boden steht noch Wasser, während die roten Dünen intensiv beleuchtet werden.
Oryx vor roter Kalaharidüne - irgendwoher muss das Klischeebild ja kommen
Ein Springbock-Kitz ruht neben seinem «Versteck»
In der Nähe vom Kij Kij Wasserloch erspähen wir drei Löwen, die gerade dabei sind, über den Dünenkamm zu ziehen.
Eine der drei Löwinnen, schön präsentiert auf der Dünenkante
Kori Bustard (Riesentrappe) - einer der schwersten (Männchen werden über 12 kg) flugfähigen Vögel der Welt
Eine eher ungewöhnliche Sichtung in der Kalahari: Yellow-billed Stork (Nimmersatt)
Wenige hundert Meter vor dem Melkvlei Picknickplatz stehen etliche Autos am Pistenrand. Vier Geparde an einem Riss, perfekt auf offenem Gelände bei freier Sicht, nur einen Steinwurf von uns entfernt. Die Herde Springböcke, von der soeben ein Kollege verlustgegangen ist, bleibt erstaunlich nah bei den schnellen Jägern und schaut immer wieder herüber.
Die Geparde unternehmen noch einen halbherzigen Anlauf für eine weitere Jagd, geben dann aber schnell wieder auf und laben sich weiter an der zuvor bereits geschlagenen Antilope.
Einer der vier kehrt vom abgebrochenen Jagdversuch zu seinen - vermutlich - Geschwister zurück
Die vier Geparde bei ihrer Beute
Die Beute wird an einen anderen Ort verschleppt
Einmal legen sich die Katzen kurz direkt vor uns in den Schatten einer Akazie
Der Ort passte doch nicht, die Beute muss noch einmal neu platziert werden
Drei Tawny Eagle (Raubadler) sitzen in einem Baum nahebei und versuchen, von der Beute etwas abzubekommen. Sie werden aber immer wieder weggescheucht, bis etwas später die Geparde einige Reste liegen lassen. So können die Adler dann doch noch zugreifen.
Tawny Eagle (Raubadler) bekommt seinen Teil der Beute ab
Dann fahren wir zur Picknick Site rüber, machen eine kurze Pinkelpause, dann stellen wir uns wieder zu der Springbock-Herde und warten etwas ab, ob die Geparde noch einmal eine Jagd anfangen wollen.
Auf dem Weg zum Picknickplatz treffen wir noch auf einen Abdim's Stork (Abdimstorch)
Nach einer Weile steht aber fest, dass sie sich endgültig zur Ruhe gelegt haben. Wir fahren zum Rastplatz und machen unsere Cornflakes-Pause, dann geht es weiter in den Norden.
Eine solche Ansammlung von Fahrzeugen kann nur eines bedeuten: Katzensichtung!
Vom Picknickplatz haben wir einen guten Blick auf das Geschehen, in der Ebene im Hintergrund äsen die Springböcke, dahinter ruhen die Geparde
Noch ist es recht Grün, weiter oben dann schon nicht mehr so. Wir sehen immer wieder Springböcke, Gnus und Kuhantilopen, ansonsten ist nicht mehr so viel los.
Kuhantilope
Auf der Fahrt zum Nossob Restcamp verlässt man einmal die Talebene und fährt über den Dünenkamm - dann tut sich dieser herrliche Blick über das Nossob Tal auf
Wie aber richtig vermutet, gibt es in diesem Teil etwas mehr Singhabichte, die wir im Auob Tal fast gänzlich vermisst haben. Dafür fällt uns auf, wie wenig Schakale plötzlich zugegen sind, in anderen Jahren war das ganz anders.
Dann zieht sich die Fahrt etwas, aber wir gucken noch bei allen Wasserlöchern vorbei und lassen uns nicht stressen. Nach 7.5 Stunden erreichen wir endlich das Nossob Restcamp, wo wir einchecken und im Shop nebenan gleich noch kaltes Wasser und WiFi-Vouchers kaufen.
Wir haben Glück und es ist noch eine recht gute Campsite mit einem schönem Schattenbaum frei.
Unser Stellplatz auf der Nossob Campsite
Nur die Grillstelle scheint nicht mehr in Betrieb und ist etwas abseits vom Platz gelegen und wir überlegen, ob wir eine Feuergrube graben können für unser geplantes Potjie-Gericht. Ich gehe später an der Reception fragen, aber das geht verständlicherweise nicht. Sie bieten uns aber an, eine Feuerschale zu bringen. Während wir überlegen und diskutieren, sprechen uns die netten Nachbarn vom Stellplatz nebenan an und bieten uns sofort an, ihre Grillstelle benutzen zu dürfen. So nett und hilfsbereit sind die Südafrikaner einfach und das beeindruckt mich immer wieder.
Wir machen uns einen gemütlichen Nachmittag auf der Campsite, spielen ein Stadt-Land-Fluss, rüsten Gemüse für den Eintopf, schreiben Tagebuch, palavern mit den Nachbarn aus Cape Town.
Beenie scheint ganz zufrieden, obwohl er so viel Gemüse zu rüsten hat
Unser Potjie macht sich auch auf dem Grill der Camp-Nachbarn ganz gut
Glaubt mir: alleine für dieses Weltklasse Beef Stew lohnt sich eine Safari mit uns
Während dem Kochen schaut immer mal wieder diese fast zutrauliche Fuchsmanguste vorbei um zu schauen, ob wir wohl etwas Essen für sie abwerfen - aber nicht mit uns!
Das Beef Stew wird absolut herausragend, wir kommen gar nicht mehr aus dem Schwärmen.
Nachdem wir alles weggeräumt haben, gehen wir noch zum Hide, wo wir uns eine Weile hinsetzen.
Tolle Abendstimmung am beleuchteten Nossob Wasserloch
Es herrscht aber die grosse Flaute, ausser kurz ein einzelner Schakal und eine Schleiereule, die wir aber nur hören, kommen keine Tiere vorbei. Das nutzen wir, um mal etwas früher ins Bett zu kommen.
Zahlen des Tages
Tageshöchsttemperatur: 38° Tageskilometer: 169,0 km
Dienstag, 30. Januar 2024
Nossob Restcamp, Kgalagadi Transfrontier Park
Gegen 3 Uhr in der Nacht höre ich Löwen brüllen. Wir stehen um 5 Uhr auf und sind fast pünktlich um 5:30 Uhr abfahrbereit. In der Reception holen wir unser Permit ab und begeben uns nach Norden.
Am ersten Wasserloch Cubitje Quab halten wir an und wundern uns noch über andere, die nur kurz abbremsen und, weil vermeintlich nichts los ist, gleich wieder weiter fahren. Nur 30 Sekunden später taucht eine Braune Hyäne auf und kommt zu einer Pfütze neben dem Wasserloch zum Trinken. Wir sind in vorderster Position und können ihr wunderbar zuschauen, wie sie lange das Wasser schlabbert.
Braune Hyäne - eine von vier Hyänenarten und in der Kalahari sogar in grösserer Anzahl vorhanden als die besser bekannten und eher präsenteren Tüpfelhyänen. Dass man sie nicht so häufig sieht, liegt daran, dass sie praktisch ausschliesslich nachtaktiv sind und sich viel und schnell bewegen, pro Nacht bis mehr als 30 km. Nur in der Morgen- und Abenddämmerung kann man sie hin und wieder mal beobachten und wenn, dann hat man hier im KTP wirklich gute Chancen auf eine Sichtung.
Dann verschwindet sie, so schnell sie aufgetaucht ist, flink wieder im Busch. Wir bleiben etwas stehen und positionieren uns um, als ein Auto neben uns hält. Stefanie und Dani mit ihrer kleinen Tochter aus dem Namibia-Forum begrüssen uns. Ich hatte sie gestern schon gesehen und mich gefragt, ob es es wohl sie sind - bisher kannten wir uns nur von Fotos aus den Reiseberichten und Facebook her. Wir quatschen kurz, bevor sie weiterfahren und wir noch etwas abwarten. Es tut sich aber nichts mehr und so fahren wir dann auch noch bis zum Kwang Wasserloch 14 Kilometer weiter nördlich.
Lanner Falcon (Lannerfalke) für einmal einigermassen scharf im Flug erwischt
Singhabicht vor dem Vollmond
Kurz vor dem Wasserloch treffen wir auf eine grössere Ansammlung von Fahrzeugen: wir sehen sieben Löwenweibchen, die gerade über die Talebene zur Düne auf der gegenüberliegenden Seite ziehen. Den noch rötlich eingefärbten Gesichtern und den kugelrunden Bäuchen an, müssen sie gerade mit der Vertilgung einer Beute fertig geworden sein.
Es hat nur noch für dieses Bild des davonziehenden Löwenrudels gelangt
Kuhantilope
Zurück im Camp kaufen wir im Shop Eier und bereiten uns dann ein richtiges Busch-Frühstück mit Spiegelei, Speck, Würstchen und Weissen Bohnen an Tomatensauce zu. Danach verbringen wir einen ersten, richtig langen Chill-Tag im Camp.
So geht Abhängen auf der Campsite
Shaft-tailed Whydah (Königswitwe) im Baum direkt über unseren Hängematten
Teig kneten für die Roosterkoek am Abend
Die abendliche Pirschfahrt führt uns auf der «kleinen Runde» südwärts zum Marie se gat Wasserloch, wo wir uns einige Zeit hinstellen und abwarten. Es passiert aber lange nicht viel, einmal zieht ein einzelner Springbock vorbei, später ein paar Gnus über die weite Ebene. In einem Baum neben der Piste beobachten wir Maskenweber beim Nestbau.
Southern Masked Weaver (Maskenweber), links das Männchen bei der Arbeit an einem neuen Nest, rechts guckt ein Weibchen aus einem bereits bezogenen Nest heraus
Kuhantilope am «Marie se gat»-Wasserloch
Wir tuckern langsam zurück und sehen über einen sanften Dünenkamm wunderschön sechs Kudus ziehen und dann direkt vor uns die Strasse queren; vier Weibchen und zwei noch nicht so alte Böcke.
Einer der beiden Kuduböcke an der Dünenkante - die anderen Tiere der Herde habe ich leider nicht so gut erwischt
Eine Springbock-Mutter säugt ihr Junges
Solche Gewitterstimmungen im Kalahari-Sommer sind mit ein Hauptgrund, warum ich diese Jahreszeit so sehr mag
Nach dem Abendessen - ich habe mir für einmal nicht notiert, was wir uns gekocht haben - backen wir über der Restglut die am Nachmittag vor dem Gamedrive vorbereiteten Roosterkoek.
Zahlen des Tages
Tageshöchsttemperatur: 38° C
Tageskilometer: 68,9 km
Namen erzählen Geschichten - die Wasserlöcher im KTP Ein spannendes Thema ist die Vergabe und Entstehung der Namen der vielen Bohrlöcher für die Wassergewinnung. Ein Grossteil der Wasserlöcher im KTP sind künstlich angelegt, teils, weil ursprünglich die ersten Siedler hier ihr neues Leben beginnen wollten (und es für eine Weile auch versucht haben), und teils, weil die südafrikanische Armee hier Beobachtungs- und Versorgungsposten eingerichtet hatte, für Forschende und später dann für die Ranger und Nationalparkbehörden. Das hier erwähnte «Marie se gat» heisst aus dem Afrkaans übersetzt einfach «Marie's Loch» und erzählt die Geschichte einer entschlossenen Ehefrau, die, als ihr Mann, der immer mehr trank und irgendwann nicht mehr in der Lage war, die Arbeiten am Bohrloch selber zu Ende zu bringen, kurzum die Ärmel hochgekrempelt und es selber fertig gebaut hat. «Thirteenth» und «Fourteenth» im Auob Tal, also das Dreizehnte und Vierzehnte Bohrloch, hiessen nicht immer so, ursprünglich waren die Namen Grootskrij und Kleinskrij - «Krij» heisst aus dem Afrikaans übersetzt eigentlich «Durchfall». Rinder eines vorbeiziehenden Reisenden litten darunter, weil sie von den hier wachsenden Namamelonen gegessen hatten und daher sollten die Namen der Bohrlöcher nachfolgende Siedler davor warnen. «Leeuwdril» im südlichen Nossob Tal heisst auf Englisch übersetzt «Lion Shiver», also in etwa Löwen-Frösteln oder Löwen-Schütteln: ein Wüstenbewohner namens Matthys bestieg eines Tages eine Düne ganz in der Nähe vom Wasserloch und stand unvermittelt einem Löwen Angesicht zu Angesicht gegenüber. Weil er sein Gewehr nicht dabei hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach stehen zu bleiben und sich dem Löwen zu stellen. Nachdem die Katze ihn eine Weile angestarrt hatte, drehte sie um und zog davon. Matthys zitterte vor Angst, daher nun der Name. Viele andere Bohrlöcher bekamen ihre Namen aber einfach den örtlichen Gegebenheiten wegen, entweder einen der lokalen Khoi Khoi San oder einen in Afrikaans; Kousaunt (grober, weisser Sand), Mata Mata (Gib, und dir sei gegeben), Sitzas (Wasser mit bitterem Geschmack nach Tsamma), Samevloeing (zusammenfluss von Auob und Nossob).
Quellen: sanparks.org
Hoi Sam,
ich habe mir jetzt mal den Falken vergrößert, ich ziehe den Wanderfalken zurück, ist doch ein sehr schön ausgefärbter Lanner. 😎
Grüße, Matthias
Hallo Sam,
tolle Fotos wieder mal.
Zwei Anmerkungen: der ansitzende Lanner sieht mir eher wie ein Wanderfalke aus.
Und deine invasiven Mynas sind Wattled Starlings unterschiedlichen Alters.
Viele Grüße, Matthias