Von sich raufenden Paviankindern, Gamedrives auf normalerweise nicht so einsamen Pfaden, einer fantastischen Bootstour, noch mehr Regen und einer veritablen Ameisenplage.
Montag, 10. Januar 2022
Thebe River Safaris, Kasane
Heute klingelt der Wecker bereits um 04:40 Uhr - wir wollen in den berühmten Chobe National Park. Auf dem Autoparkplatz kochen wir Kaffee für unsere Thermoskannen, machen uns parat und sind eine Stunde später am Sedudu Gate gleich ausserhalb der Stadt. Wir sind die ersten und sollten es offensichtlich auch bleiben. Im Office gibt es keinen Strom, wir sollen dann einfach beim Rausfahren bezahlen kommen.
Auf der stellenweise stark weggespülten Piste fahren wir durch eine unglaublich grüne Vegetation der Riverfront entlang.
Unzählige Impalas sehen wir, treffen immer wieder auf grössere Gruppen. Ansonsten ist eher wenig los, aber wir sehen ein paar Verbände von Pavianen, eine der Affenbanden können wir längere Zeit direkt an der Piste beobachten und dem spielerischen Treiben der Kleinen und Jugendlichen zuschauen.
Viele Hippos sind natürlich ebenfalls zu sehen, auf den Schwemmebenen des Chobe grasen ein paar Büffel.
Für die Rückfahrt nehmen wir die Hauptpiste, die oberhalb der Uferzone durch den Park verläuft - dort ist aber noch viel weniger los.
Kurz vor 10 Uhr sind wir schon wieder am Gate - auf dem ganzen Gamedrive haben wir kein einziges anderes Fahrzeug getroffen. Nur ein Hausboot schipperte über den Fluss. Selbst für die absolute Nebensaison wohl wirklich eine spezielle Ausnahmesituation, das wird es so schnell bestimmt nicht wieder geben.
Wir bezahlen unser Permit, dann fahren wir in die Stadt zum «Old House» und frühstücken dort eine leckere Omelette. Dabei eröffne ich Beenie meine Gedanken - er ist sofort Feuer und Flamme… Also gehen wir gleich nebenan zu «Diagnofirm» und fragen, ob wir auch ohne Termin einen PCR-Test machen können und bis wann die Resultate hier seien; kein Problem, wir sollen reinkommen und bis 17 Uhr hätten wir die Ergebnisse in unserem E-Mail-Postfach. Also machen wir rasch einen Test für P750,00 und sind 15 Minuten später schon wieder weg.
Wir fahren raus zur neuen Toyota Garage «Halfway» zwischen Kazungula und Kasane, um den seit gestern nicht mehr funktionierenden Blinker links checken zu lassen. Wir werden gleich bedient und ein Mechaniker schaut es sich an. Er braucht eine Weile, um den Fehler zu finden, es sei angeblich irgendein Kurzschluss, aber ich glaube, er meinte eher ein ausgerissenes Kabel. Nach dem Preis gefragt, meint der Kundenbetreuer, wir sollen dem Mechaniker einfach das Mittagessen bezahlen und gut ist.
Dann fahren wir kurz zum grossen Shoprite in der Nähe, um ein paar Kleinigkeiten einkaufen, danach geht es zurück ins Hotel, um eine Stunde zu chillen. Denn schon um 14:45 Uhr kommt Kempho, um uns abzuholen zur Bootstour, die wir im Garten vom «Old House» kurzerhand auch noch organisiert hatten.
Beim Steg hinter dem Choppies Supermarkt treffen wir unseren Guide Mujo, der uns von einer Bekannten aus dem Namibia-Forum wärmstens empfohlen wurde - absolut zu Recht, wie sich sehr bald herausstellen wird.
Er fragt, während Beenie noch kurz Geld ziehen geht, um Kempho bezahlen zu können, was wir so gerne machen oder sehen würden. Ich sage: wir haben bereits 184 Vogelarten bestimmt gemäss unserer Liste - nun wollen wir einfach alle anderen sehen. Er lacht und meint, das sei aber eine grosse Aufgabe. Aber ich spüre schon, dass er verstanden hat…
Uns wurde nicht zu viel versprochen, Mujo ist wirklich ein super Guide und seine Begeisterung für «seine» Vogelwelt, wie er es ausdrückt, kommt ungekünstelt rüber.
Zunächst schippern wir in östliche Richtung zu den «Stromschnellen», die nur während der jährlichen Flut wirklich welche sind. Dort gäbe es, wenn die Felsen eben nicht von Wasser umspült sind, immer mal wieder die seltenen und fast nur an bestimmten Stellen am Chobe, Sambesi und Okavango vorkommenden Halsband-Brachschwalben (Rock Pratincole) anzutreffen. Das ist dann auch tatsächlich so...
... die erste neue Art wird abgehakt auf der Liste. Von nun an geht es Schlag auf Schlag, Mujo sichtet allüberall einen Vogel, einen nach dem anderen sehen wir und gekonnt steuert er das Boot ganz sanft an die in den Bäumen am Ufer sitzenden Piepmatzen, so dass ich oft aus bester Position Fotos machen kann.
Und sogar eine echte Seltenheit bekommen wir zu sehen, einen Weissrückenreiher (White-backed Night Heron) - «Oh, look over there!» ruft Mujo ganz aufgeregt, es gelingt ihm sogar, das Boot so langsam und vorsichtig hinzusteuern, dass der Vogel nicht mehr flieht und ich sogar ein annehmbares Bild schiessen kann.
Wir hangeln uns dem Ufer entlang, fahren in den Nationalpark hinein, zu den Inseln, welche auch nur bei tiefem Wasserstand zu sehen sind und entdecken vielerlei Tiere und neue Vögel, es ist sehr spannend und eindrücklich.
Eine dunkle, grosse Gewitterzelle steht die ganze Zeit am Horizont, grossartige Wolkengebilde prägen das Bild auf der anderen Seite.
Gegen Ende der Tour sehen wir auch noch eine Herde Elefanten, die langsam die Böschung zum Fluss runter kommt.
Mujo ist so in seinem Element und zeigt uns alles mögliche, erklärt zwischendurch auch mal Interessantes, dass er selber wohl etwas die Zeit vergisst. So kommen wir eine gute Viertelstunde später als ausgemacht am Steg an, wo eine ungeduldige Kempho schon wartet.
Schnell bringt sie uns zurück ins Thebe.
Wir gehen dann kurz darauf gleich ins Restaurant, nicht, dass die schon wieder schliessen wollen (wollen sie dann wirklich, aber wir dürfen selbstverständlich gerne noch bestellen). Wir nehmen beide die Spare Ribs, welche ganz lecker schmecken.
Todmüde vom spontan umgeplanten Tag mit vielen Eindrücken fallen wir ins Bett.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 29° C
Tageskilometer: 89,7 km
Dienstag, 11. Januar 2022
Thebe River Safaris, Kasane - Ngepi Camp, Bagani/Divundu
Dafür sind wir schon wieder sehr früh wach. Bis gegen 7 Uhr bleiben wir im Bett mit unserem Kaffee, dann packen wir zusammen, duschen und gehen gegen 8 Uhr zum Checkout. Es ist aber noch niemand da und wir warten erstmal knapp 40 Minuten. Wir lassen unsere PCR-Testergebnisse ausdrucken, das Bezahlen aber dauert und bis wir mit allem fertig und abfahrbereit sind, ist 9 Uhr durch.
Eine gute Stunde später sind wir an der Grenze. Das geht alles sehr easy, die Ausreise aus Botswana nimmt gerade mal fünf Minuten in Anspruch, die Einreise nach Namibia inklusive Screening und kurzer, rudimentärer PCR-Test-Kontrolle auch nur etwa 15 Minuten.
Kaum sind wir durch, fängt es wieder an zu Schütten wie aus Kübeln. Bis wir in Katima Mulilo ankommen, werden wir von starkem Regen begleitet. Dort fahren wir zur Mall und gehen im Pick ‘n Pay einkaufen. Danach suchen wir etwas kleines zum Essen und werden bei der Shell Tankstelle mit angeschlossener Pizzabude fündig.
Dann geht es auf die B8 durch die Zambezi-Region. Vielen Lastwagen begegnen wir, ansonsten herrscht wenig Verkehr. Immer wieder gibt es stärkere Regenschauer.
In Kongola tanken wir auf und fahren gleich weiter. Nun geht es noch einmal 200 km durch den Strip, immer geradeaus auf der guten Teerstrasse, da kommt man tiptop voran.
So erreichen wir die Brücke über den Okavango bei Divundu, passieren die Polizeikontrolle und biegen ein auf die letzten paar Kilometer nach Bagani und dem Abzweig zum Ngepi Camp. Die Piste ist ziemlich übel, es hat sehr viel Wasser in den Ebenen und an und auf der Fahrspur.
Im Camp sind aber dann sogar ein paar andere Gäste da. Wir checken ein für vier Nächte und nehmen die Campsite #5. Es ist einfach so herrlich schön hier. Wir bauen rasch unser Lager auf, solange es mal grad nicht regnet. Dann gibt es einen leckeren Kaffee, wir sind dann doch müde von der langen Fahrt.
«Walk around» Video vom Ngepi Camp
Nach 18:30 Uhr schlendern wir zur Bar für einen Malawi Shandy, um 19:00 Uhr gibt es Abendessen. Das ist sehr lecker, es gibt Salat zur Vorspeise, dann Hähnchen mit Reis und zwei verschiedene Gemüse als Beilage, zum Dessert einen Pudding.
Driver Beenie fällt fast vom Stuhl vor Müdigkeit, also geht es nach dem Essen rasch zurück auf die Campsite und ab ins Zelt.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 26° C Tageskilometer: 450,9 km
Mittwoch, 12. Januar 2022
Ngepi Camp, Bagani/Divundu
Zwar bin ich ab der frühen Morgendämmerung immer wieder wach - das Vogelgezwitscher hier ist einfach unglaublich, wir bleiben aber trotzdem bis 7 Uhr liegen und schlafen aus.
Dann machen wir Kaffee und liegen in unseren Betten und Lesen in unseren Büchern, dabei geht der Blick aus dem geöffneten Zelt natürlich raus zum Fluss. Die zweite Runde Kaffee etwas später gibt es zu einem Würfelspiel.
Während wir so dasitzen und chillen, fährt ein grosses, doppelstöckiges Boot vorbei von einer anderen Lodge und alle gucken sehr interessiert zu uns auf die Campsite, wir winken freundlich.
Zehn Minuten später kommt das Boot wieder vorbei und eine Frau ruft zu uns rüber: «Hey, seid ihr nicht die Safaribrothers?»
«Na klar!», antworten wir natürlich etwas überrascht, und sie meint, wir hätten mal geschrieben über das Namibia-Forum, ihr Name sei Andrea, und wir sollen doch später mal bei ihnen vorbei schauen, sie seien auf der Mahangu Safari Logde.
«Machen wir!», rufen wir hinterher und dann ist das Boot auch schon wieder weg.
Wir gehen etwas Frühstücken und schreiben anschliessend bei der Bar sitzend eine E-Mail an Safari Car Rental wegen den kleineren Mängel am Auto - diese reagieren dann prompt und bieten einen Wechsel des Wagens an, wenn wir wieder nach Windhoek kommen für meine Rückreise Ende des Monats.
Wir hängen noch ein bisschen rum und Lesen, dann mache ich mich auf für eine Stunde Laufen. Es wurde dann doch noch etwas sonniger und wärmer als gedacht.
Nach einer kurzen Duschen machen wir uns bereit für den Gamedrive mit vorherigem Besuch bei Andrea und Michael. Doch in meinem Zelt hat es plötzlich Hunderte, nein, Tausende von kleinen Ameisen, die auch bereits Eier gelegt haben.
Ich gehe mal zur Rezeption, da könne man aber auch nichts machen, sie wollen keine Chemikalien verwenden wegen der Natur und dem Schutz der Vögel, etc. Das ist natürlich sehr verständlich und völlig in Ordnung für uns, aber ich hatte sofort das Gefühl, dass wir falsch verstanden wurden und wir nur wegen Ameisengift und nicht einfach allgemeiner Hilfe angefragt hätten. Wir fühlen uns wenig ernst genommen, denn wir erhalten den sagenhaften Rat, doch einfach das Zelt woanders hinzustellen und mit dem Schlauch abspritzen.
Das mache ich dann zwar noch kurz, hilft aber auch nicht wirklich, wie sich später herausstellen sollte.
Dann fahren wir zur Mahangu Lodge rüber und besuchen die beiden bei ihrem Zelt. Knapp anderthalb Stunden sitzen wir zusammen und quatschen sehr nett, tauschen uns über unsere Reisen und Sonstiges aus.
Bis zum Gate vom Mahango Core Area Schutzgebiet ist es nur eine ganz kurze Fahrt. Wir drehen eine Runde im kleinen Park am Ufer entlang. Sehr viele Kudus und Warzenschweine, viele Marabus, ein paar Lechwe, Zebras und auch die ersten Reedbuck sehen wir, hinzu kommen auch zwei, drei neue Vogelarten.
Kurz vor 18 Uhr sind wir wieder am Gate und bezahlen noch die Gebühr, weil vorhin beim Einfahren noch das Kartenlesegerät keinen Saft mehr hatte.
Zurück auf der Campsite erleben wir ein echtes Desaster. Hunderttausende Ameisen krabbeln wirklich überall in, am und auf dem Zelt sind in der kurzen Zeit schon Nester gelegt worden. Also marschiere ich wieder zur Rezeption, wo man das aber nicht wirklich ernst nimmt: «Ist halt Natur hier»
Am Ende kommt dann doch ein Mitarbeiter und schaut sich das Ganze an, fegt mit einem Besen alles raus und wir spülen gemeinsam nochmals alles ab und stellen das Zelt um. Aber ob das alles nutzt, wird man sehen. Vor dem Zubettgehen muss ich dann nochmals den Boden gut schrubben, es hat immer noch Ameisen-Herde an gewissen Stellen.
Vielleicht habe ich ja völlig falsche Vorstellungen und zu unrecht eine gewisse Erwartungshaltung als zahlender Gast, aber wir fühlen uns ziemlich arrogant und von oben herab behandelt. Ich habe doch kein Problem damit, dass es Ameisen hat auf einer Campsite, sondern nur damit, wie damit umgegangen wird, wenn man um Hilfe bittet.
Wir quatschen dann noch kurz den netten Nachbarn von der Campsite nebenan, welche auch Helfen, wo sie können, und verabreden uns zum Kaffee am Morgen.
Dann wage ich es mal und lege meine Matratze und Bettzeug wieder ins Zelt...
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 26° C Tageskilometer: 58,3 km
Donnerstag, 13. Januar 2022
Ngepi Camp, Bagani/Divundu - Hakusembe River Campsite, Rundu
Nur etwa zwei oder drei Mal habe ich Ameisen über mich krabbeln gespürt in der Nacht…
Wir nehmen einen Kaffee auf der Campsite und machen zum Wachwerden ein Würfelspiel, dann fängt es leicht an zu regnen. Die Stimmung ist etwas gedrückt. So sehr wir diesen Ort hier lieben - für mich im Nachhinein mit etwas Distanz betrachtet auch trotzdem und weiterhin eine meiner absoluten Lieblingsecken in ganz Afrika - fühlen wir uns grad nicht so willkommen und der viele Regen tut auch seinen Teil dazu, dass wir unsere Pläne ändern und früher wieder weiterreisen.
Daher fangen wir an, zusammen zu räumen und gehen danach etwas Frühstücken und lassen anschliessend die Rechnung machen. Die Mitarbeiterin hält uns vor, wir würden wegen ein bisschen Ameisen davon rennen und man will uns tatsächlich die beiden noch nicht genutzten Nächte verrechnen… Da platzt mir der Kragen und ich werde leider etwas laut. Ich entschuldige mich sofort für den harschen Tonfall und die nette Dame telefoniert dann nochmals mit dem Management, plötzlich geht es dann doch. Das ist fair und so gehen wir dann doch noch in Frieden «auseinander».
Wir plappern nochmals etwas mit den aus den Niederlanden nach Kapstadt ausgewanderten Nachbarn, dann fahren wir los. Die 200 km bis Rundu sind easy und es geht immer geradeaus. Am Eingang der Stadt halten wir kurz bei einem Supermarkt und kaufen Insektenspray.
Dann fahren wir noch die 15 km bis zur Hakusembe River Lodge / Campsite, wo wir sehr nett empfangen werden und erstmal für nur eine Nacht buchen.
Die Campsite ist sehr nett und schön am Fluss gelegen, gut ausgestattet mit einem eigenen Ablution und Spültrog. Nur Schatten ist etwas spärlich (bei dem Wetter aber ohnehin nur zweitrangig). Trotzdem ist schnell klar, dass das einfach gut für eine Nacht ist, aber viel länger muss man hier auch nicht bleiben.
Also wird unser Plan, da wir so ja noch etwas mehr Zeit gutgemacht haben in Richtung Windhoek, kurzerhand noch um den Etosha Nationalpark ergänzt - somit wollen wir morgen bis Namutoni fahren.
Wir bauen unser Lager auf und ich sprühe mein Zelt gründlich ein, lasse es trocknen und fege anschliessend alles ab. Dazwischen wird Wäsche gewaschen und in der Hängematte gechillt. Früh fangen wir an zu kochen, stets mit einer dunklen Gewitterfront am Horizont. Davon werden wir aber knapp verschont, zwischendurch nieselt es nur etwas.
Nach dem Essen spielen wir noch ein Stadt-Land-Fluss bis es eindunkelt und genau dann fängt es auch wieder zu regnen an. Also ab ins Zelt zum Tagebuch schreiben und Lesen.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 27° C Tageskilometer: 225,6 km
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