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AutorenbildSam

Kapitel 6 - Wenn Löwen durchs Camp schleichen

Aktualisiert: 26. Dez. 2022

Von Lagerfeuerromantik und Ausfahrten auf 4x4-Trails, vertrauten Rufen der Tierwelt und nächsten nahen Begegnungen mit Löwen, schnellen Reparaturen auf afrikanische Art und Vorbereitungen auf den nächsten Trip in die abgeschiedene Wildnis.


Samstag, 11. Dezember 2021

Mata Mata Restcamp - Rooiputs Campsite

Heute «Schlafen wir mal aus» bis kurz nach 5:30 Uhr, nehmen es gemütlich mit dem Abbau unseres Camps und fahren so erst um 7:10 Uhr los. Bis zur Picknicksite Kamqua zuckeln wir langsam dahin, gucken überall hin, schlürfen unseren Kaffee und sind zufrieden. Wunderbar in einem Baum platziert für uns hockt ein Milchuhu (Verreux’s Giant Eagle Owl) und einen (juv.) Singhabicht (Pale Chanting Goshawk) können wir im schönen Licht im Gras auf der Jagd beobachten. In einem anderen Baum finden wir zwei Raubadler (Tawny Eagle), wovon sich der eine (wohl ein Elternteil) am Riss einer Schlange gütlich tut.


Am Picknickplatz machen wir eine Pause von gut 40 Minuten mit den wirklich sehr gut gelungenen und nahrhaften Roosterkoek und einer Schüssel Cornflakes.



Die weitere Fahrt bis Twee Rivieren ist dann eher ereiniglos, hie und da entdecken wir ein paar Gnus oder Oryx, Strausse sind zu sehen und immer mal wieder Springböcke - bei einer Herde direkt am Strassenrand sehen wir sogar ein gerade frisch Geborenes.


In Twee Rivieren machen wir ein paar kleinere Besorgungen, füllen die Wasservorräte auf und kaufen Feuerholz, frisches Gemüse und organisieren einen Wasserhahn mit Schlauch, um den Brauchwassertank zu füllen. Dabei treffen wir auch wieder die Familie aus Kapstadt und verquatschen uns eine Weile, die Kinder stellen uns die ganze Zeit neugierig und ganz fasziniert Fragen zum Auto und der Ausrüstung.


Dann nehmen wir die gut 25 km bis zur Rooiputs Campsite unter die Räder, es bleibt wieder sehr ruhig. Das übliche Hufgetier ist zu sehen und einmal zwei Strausse, die sich im Staub wälzen.



Die Campsite #3 ist sehr schön gelegen und bietet einen tollen Ausblick über ein sanftes Dünental. Es sind fast alle Stellplätze belegt. Wir bauen noch nicht richtig auf, laden nur das meiste ab und machen in der Hitze des Tages erstmal etwas Pause bei einem Würfelspiel.


Ein kleiner Abend-Gamedrive führt uns zum Wasserloch Kij Kij, wo wir uns eine Weile lang in den Schatten stellen. Ausser zwei neuen Vogelarten (Schwarzbrust-Schlangenadler (Black-chested Snake Eagle), Guineataube (Spreckled Pigeon)) haben es aber keine besonderen Sichtungen in meine Aufzeichnung geschafft.



Zurück im Camp können wir einen schönen Sonnenuntergang geniessen und anschliessend einen tollen Sternenhimmel beim Eindunkeln, ein heller Halbmond leuchtet die Landschaft aus.


Der Abend und die Nacht nachher ist sehr ruhig, nur vereinzelt sind Bellgeckos und nur wenig andere Nachtgeräusche zu hören, dafür aber eine Western Barn Owl (Schleiereule) - sogar mit einer kurzen Sichtung, als sie einmal direkt über unsere Köpfe hinweg fliegt.


Zum Abendessen macht Beenie eine Bolognese im Potije über dem Feuer - ein Traum!


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 39° C

Tageskilometer: 169,5 km



Sonntag, 12. Dezember 2021

Rooiputs Campsite

Um exakt 4:58 Uhr weckt mein Bruder mich. Ich stehe auf und pinkle erstmal an einen Busch grad neben dem Auto - ja, ja, aber es gibt durchaus gute Gründe, nicht zum Ablution zu latschen, wenn der etwas entfernt ist vom Stellplatz: rechts von mir reflektieren Augen im Schein meiner Stirnlampe, anhand der Bewegung und der schemenhaft auszumachenden Form lassen mich sofort Löwen erkennen. Schnell sind wir im Auto, es sind deren vier; zwei grosse Männchen, zwei Weibchen. Sie ziehen 30, 40 Meter neben unserem Stellplatz durch das Tal, ich will die Fenster etwas runterlassen, um mit der Taschenlampe leuchten zu können, aber die Autoschlüssel liegen noch auf dem Campingtisch ein paar Meter hinter dem Wagen. Beenie steigt nochmals kurz aus, um die Schlüssel zu schnappen, dreht aber sofort wieder um: «Da hinten ist noch einer!»


Sie ziehen dann aber, uns völlig ausser Acht lassend, langsam vorbei, aber nur knapp hinter der Nachbarcampsite ist plötzlich ein Mordslärm zu vernehmen: zwei der Löwen raufen sich wohl kurz und heftig, sie knurren und fauchen, dann hören wir das typische, lang gezogene Gebrüll.


Als wir uns nachher für unseren Gamedrive vorbereiten, ist von etwas weiter her von einem anderen Löwen aus entgegengesetzter Richtung ebenfalls Gebrüll zu hören.


Um 5:40 Uhr fahren wir ab in südlicher Richtung, wir haben uns gestern nämlich noch ein Permit besorgt für den Leeuwdril 4x4 Trail.



Es handelt sich dabei um eine rund 13 km lange Tiefsandstrecke, welche zwischen den beiden Trockenflusstälern Nossob und Auob eine Verbindung quer durch die Dünenkalahari herstellt.


Es ist eine wunderschöne Fahrt durch einsame Landschaft über die Dünen und durch weite Grasebenen, wir machen viele Fotos und Videos, halten oft an, bestimmen Vögel. Strausse sind auch immer wieder zu sehen, ein paar Oryx, zwei, drei Steenbok gucken uns entgegen.




Am Ende des Trails kommt man oberhalb des Auob auf den Dünen zu einem Aussichtspunkt (der wiederum für alle ohne Permit zu erreichen ist vom Tal unten).


Von dort fahren wir runter zum Houmoed Wasserloch, es ist aber rein gar nichts los. Trotzdem stellen wir uns für ein halbes Stündchen hin. Ein älteres Paar hält neben uns und informiert über einen Leoparden im Baum, nur 1 km von der Abzweigung zum Aussichtspunkt entfernt!


Dank guter Beschreibung der netten Leute finden wir die Katze dann auch sofort. Sie bewegt sich grad etwas auf den Ästen, geht mal etwas höher rauf, dann wieder runter, wirkt etwas nervös, findet nie die gewünschte Position zum Ruhen. Nach wenigen Minuten klettert sie ganz runter und legt sich in den Schatten eines Busches gleich neben dem Baum. Ist der Kopf unten, sieht man gar nichts mehr von ihr. Sie hebt aber alle paar Sekunden wieder den Kopf.



Nach einer halben Stunde müssen wir aber los, die Blase drückt langsam und ich habe noch ein Telefondate. Daher fahren wir durch bis Twee Rivieren. Im Shop kaufen wir noch zwei Bücher und Fleisch für die nächsten Tage. Gerade ist Sonntagmittag und der Parkplatz wird immer voller, die Schulferien haben begonnen und die Südafrikaner mit ihren Camping-Trailern fallen regelrecht über den Park her - krass!


Wir fahren zurück auf die Campsite und bereiten uns ein spätes Frühstück aus gewärmten Resten (Risotto, Bolognese, Roosterkoek).


Den ganzen Mittag verbringen wir in der Kalahari-Sauna (Zelt) mit Tagebuch nachführen, Lesen und Dösen. Später am Nachmittag beginnen wir mit den Vorbereitungen für unseren Beef Stew im Potije.


Unser Potije (sprich: Pöi-kie), ein im südlichen Afrika sehr typischer Dreibeintopf, in dem wir das herausragende Beef Stew stundenlang schmoren lassen. Eine sehr gute Investition!


Die Pause tut sehr gut, wir räumen etwas auf, kochen und packen schon etwas vor für die Abreise morgen. Den ganzen Nachmittag über, wie schon die letzten Tage, weht immer wieder starker, föhnartiger Wüstenwind.


Zum Sonnenuntergang essen wir, es schmeckt einfach nur himmlisch, der Eintopf ist absolut genial geworden.


Die tolle Abendstimmung wird abgerundet durch den Ruf einer Südbüscheleule (Southern White-faced Owl). Früh sind wir im Zelt, um noch etwas zu lesen und dann zufrieden einzuschlafen.



Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 38° C

Tageskilometer: 68,2 km



Montag, 13. Dezember 2021

Rooiputs Campsite - Nossob Restcamp

In der Nacht ist zwei, drei Mal Löwengebrüll zu vernehmen. Beenie hört zwei Mal noch eine andere Katze, wider besseren Wissens tippen wir auf eine Wildkatze.


Grad kurz bevor wir aufstehen, brüllen die Löwen noch einmal, diesmal kommt es aus Richtung vom Wasserloch unten. Da wir am Vorabend den Grossteil unseres Camps bereits weggeräumt haben, sind wir pünktlich um 5:30 Uhr abfahrbereit. Irgendwie ein Déja-vu, denn genau dieselbe Situation hatten wir auf einer anderen Reise an dieser Stelle auch schon; tadaaa - zwei Löwenkuder, ein prächtiger, älterer Schwarzmähnenlöwe und ein jüngerer liegen oberhalb vom Wasserloch auf einem Dünenausläufer.



Wir stehen eine ganze Weile da, warten auf das Sonnenlicht und schiessen dann ein paar Bilder. Ein Kapfuchs schleicht vorbei und bis ans Wasser ran, traut sich dann aber doch nicht zu trinken und sprintet davon.



Zwei Raubadler (Tawny Eagle) fliegen in einen Baum in der Nähe, viele Tauben kommen zum trinken. Nach gut 1:45 Stunden stehen die beiden Löwen kurz nacheinander auf und gehen die Düne hoch, um dann sogleich dahinter zu verschwinden.



Wir machen uns auf den Weg und fahren los durch das Nossob-Tal, zurück in den Norden. Bis zum Picknickplatz Dikbaardskolk sind keine besonderen Sichtungen zu verzeichnen. Einmal sehen wir zwei Oryx, die einen spielerischen Rangkampf austragen.



Auf dem Picknickplatz informiert uns ein netter Herr, dass am nächsten Wasserloch Chelaka sechs Löwen seien. Wir frühstücken erstmal Müsli und etwas Knäckebrot. Beim genannten Wasserloch finden wir dann aber nur zwei tief schlafende Löwen.


Insgesamt ist es nun tiermässig sehr ruhig, trotz teils grossflächig frisch spriessendem Gras. Vereinzelt sind ein paar Springböcke zu sehen, ein paar Gnus und Kuhantilopen, dann und wann wieder Oryx.



So kommen wir einigermassen gut voran und erreichen das Nossob Restcamp grad um die Mittagszeit und checken ein auf die gebuchte Premium Campsite. Diese gefällt uns aber gar nicht, es hat keinen richtigen Schatten, ein völlig lieblos hingerotzter Platz am Zaun, der null Charme hat. Wir fragen uns echt, was man sich damals dabei gedacht hat. Warum wir diesen Platz gebucht hatten, darf man sich auf der anderen Seite auch fragen, aber die Buchung bestand noch von der ursprünglich geplanten Reise und irgendwie hatte ich es versäumt, mich noch um eine Umbuchung auf einen Standard-Stellplatz zu kümmern. Denn; wir versuchen noch, ein Downgrade zu machen, haben aber keine Chance, alles «fully booked» (wie gesagt: Schulferien in Südafrika…).


So hüpfen wir kurz in den Pool, Duschen, machen eine Ladung Wäsche, Spielen eine Partie «Stadt-Land-Fluss» und klären vorne bei der Rezeption mit einem Techniker, ob wir bei ihnen die Aufhängung vom Reserverad reparieren lassen können. Ein Termin für den nächsten Morgen wird vereinbart, sie wollen sich das gerne mal anschauen.


So geht der Nachmittag schnell rum und es wird Zeit für den Nachmittags-Gamedrive. Diesen halten wir Distanzmässig aber kurz und fahren nur bis zum Wasserloch Marie se gat und wieder zurück. An diesem ist die Hölle los - aber nicht etwa in Sachen Tiere sondern eher in Bezug auf Autos. Nicht weniger als deren 11 stehen einmal zusammen und gucken auf ein einziges, einsames Oryx, das sich sehr langsam auf das Wasserloch zubewegt und dann während längerer Zeit an einer Salzlake schleckt. Mehr gab es nicht zu bestaunen und so fahren wir ein bisschen früher zurück als üblich.



Sobald es eindunkelt, zeigt sich eine Südbüscheleule (Southern White-faced Owl) im Baum direkt auf unserer Campsite. Sie ruft und bald kommt eine zweite dazu. Sie wechseln immer wieder den Baum, sind aber ständig in der Nähe.



Zum Abendessen bereiten wir uns saftig-zarte Sirloin Steaks mit Kartoffelgratin vom Feuer und einem Gurken-Feta-Salat.


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 39° C

Tageskilometer: 160,9 km



Dienstag, 14. Dezember 2021

Nossob Restcamp

Mit unseren Thermobecher gefüllt mit heissem Kaffee latschen wir zum campeigenen Hide, wo aber absolut gar nichts los ist ausser natürlich der vielen, vielen Tauben, die wie jeden Morgen und Abend zum Trinken kommen. Nicht ein einziges anderes Tier zeigt sich.


Kurz nach 8 Uhr sind wir zurück auf der Campsite und ich nutze die noch nicht so heisse Tageszeit, um mal für gut 40 Minuten über das Gelände zu Laufen und den über die letzten Tage angestauten Bewegungsdrang zu befriedigen. Dann machen wir Frühstück und fahren anschliessend zur Rezeption rüber, wo wir mit Boens vom «Tech Staff» abgemacht haben. Eine viertel Stunde später kommt er uns abholen und wir fahren hoch zur Werkstatt im für die Touristen ansonsten abgesperrten Bereich des Camps.


Die Mitarbeitenden schauen sich die Sache an und eine gute Stunde später ist die Aufhängung des Schwenkarms auf gut afrikanische Art und Weise mit einem abgesägten Stück eines PVC-Rohres erstmal repariert. Die netten Jungs verlangen nicht mal etwas dafür, aber wir spendieren ihnen dann zwei Sixpack Softdrinks und ein paar Snacks aus dem Shop.


Wo wir grad da sind, tanken wir gleich voll und stocken die Wasser- und Feuerholzvorräte auf für den anstehenden Trip in die Mabuasehube-Region. Zurück auf der Campsite erledigen wir ein paar Sachen, räumen auf, sichern Fotos und laden Akkus. Natürlich wird auch eine Partie gewürfelt und nebenher fangen wir mit den Vorbereitungen für das Abendessen an.


Die Hamburger schmecken lecker und knapp vor Sonnenuntergang sind wir fertig mit Essen, packen alles weg für die Fahrt morgen und gehen dann an den Hide.


Zuerst ist es noch ruhig, doch bald nach dem Eindunkeln kommen mehrere Schleiereulen (Western Barn Owl), sicher deren drei bis vier Individuen, an das Wasserloch zum Trinken.



Dann, wie aus dem Nichts, steht, zuvor noch völlig unbemerkt, eine Braune Hyäne da und schlürft lange vom kostbaren Nass. Danach schnüffelt sie auf die so typische Weise mit dem Kopf unten noch kurz etwas rum, läuft direkt vor dem Hide durch und verschwindet schnell wieder in die Nacht.


Nur wenig später taucht ein Kapfuchs auf. Zunächst tun wir ihm völlig unrecht und tun ihn als Schakal ab, doch etwas kommt mir anders vor und ich gucke nochmals genauer hin - ein zweiter Blick lohnt halt doch öfter Mal! Von weiter weg hören wir - wenn auch nur kurz - das lang ersehnte Geheul einer Tüpfelhyäne. Ein paar Minuten später taucht dann auch tatsächlich eine einzelnes Tier aus der Dunkelheit auf und trinkt ebenfalls.



Nun wird es wieder ruhiger, wir harren noch eine Weile aus, dann ist aber auch schon Buschmitternacht durch und wir trollen uns. Morgen steht eine lange, anstrengende Fahrt in eine der abgelegensten, wildesten Gegenden der Welt an.


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 39° C

Tageskilometer: 0,8 km


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