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Kapitel 15 - Spontan in den Etosha

Von schnurgeraden Strassen, die sich zum gut vorankommen sowohl im Auto als auch Laufend eignen, netten Camp-Mitarbeitern, tollen Sichtungen, heftigen Gewittern und eindrücklichen Wolkenstimmungen an der berühmten Etoshapfanne.


Freitag, 14. Januar 2022

Hakusembe River Campsite, Rundu - Namutoni Restcamp, Etosha Nationalpark

In der Nacht regnet es immer wieder. Wir stehen auf, kochen Kaffee, räumen zusammen und nehmen eine Dusche, um 8:30 Uhr fahren wir ab.


Zwischen Rundu und Grootfontein hat es praktisch keine Kurven, links und rechts ist dichter Busch, dazwischen gibt es immer wieder kleine Dörfer mit Rundhütten. Man kommt gut voran, aber es ist auch etwas eintönig. Kurz vor Grootfontein fährt man an einigen kleineren Hügeln vorbei, insgesamt steigt man stetig etwas höher, nun befinden wir uns schon auf über 1.400 M.ü.M.


Durch Grootfontein fahren wir direkt durch und noch 60 km weiter bis zur Minenstadt Tsumeb. In einem grossen Shoprite Supermarkt stocken wir unsere Vorräte noch etwas auf und an einer betriebsamen «Engen»-Tankstelle gleich daneben tanken wir wieder voll.


Zum Stadtrand raus und über die Verbindungsstrasse fahren wir zurück zur B1, an der Kreuzung bei einer grossen Tanke hole ich uns noch einen kleinen Lunch. Der Abzweig zur C38 und dem Von Lindequist Gate ist schnell erreicht, kurz nach dem Abbiegen halten wir beim ersten «Pissbaum» an und ich ziehe mich rasch um für eine Lauf-«Runde». Ich vereinbare mit Beenie, dass er voraus fährt und in etwa 10 km beim nächsten Stretchpoint auf mich wartet.



Immer geradeaus, schön im Rhythmus, laufe ich dann fast 12 km bis zur nächsten Pausenbucht, wo mein Bruder im Schatten im Auto in seinem Buch lesend wartet. Ich wechsle kurz das Shirt, dann fahren wir die letzten paar Kilometer zum Gate. Die Ladies von der Polizei und MET sind sehr nett und lustig - weil ich noch so schwitze und die Polizistin nachfragt, erkläre ich, dass ich eben noch etwas Laufen war, im Park sei das ja wohl eher nicht so zu empfehlen. Zuerst denkt sie wohl, ich meine es ernst, dann aber lachen sie laut und sagen, es sei wohl besser so, dem Löwen käme ich sicher nicht davon, obwohl ich ja schon recht fit aussähe.


Auf dem Weg zum Namutoni Restcamp sehen wir ein paar Zebras, Giraffen und Impalas. Wir checken auf der Campsite ein, welche fast leer ist - insgesamt drei oder vier Stellplätze sollten bis am Abend dann noch belegt sein.


Seit unserem letzten Aufenthalt hier vor sechs Jahren hat sich nichts geändert. Wir stellen kurz mein Zelt auf, ich dusche und Beenie räumt noch die Einkäufe ein.


Dann machen wir einen kurzen Gamedrive an die Fisher’s Pan bis zu den Twee Palms (die aber nur noch eine ist) und wieder zurück.



Ausser echt vielen Gnus und Zebras, die überall an der Pfanne entlang verteilt sind, zwei Oryx und ein paar Giraffen, sind keine weiteren Sichtungen zu vermelden.



Der Hunger treibt uns schon etwas früher wieder zurück. Auf der Campsite stellen wir fest, dass der Kühlschrank nicht mehr läuft (tat er am Morgen aber noch). Zufällig kommt grad der Camp Security vorbei und sieht, dass wir die Kühlerhaube offen haben und fragt, ob es ein Problem gibt. Wir erklären ihm die Situation und kurzerhand holt er über Funk einen Mitarbeiter herbei. Dieser guckt sich das an, holt ein Messgerät und findet heraus, dass es wohl ein Spannungsproblem oder so sein könnte, eventuell ist es überlastet, wenn der Kühlschrank an ist. Auf den Camps hier hat es immer Strom, also ist es für die nächsten Tage vorerst kein Problem.


Wir machen ein Feuer und bereiten gebratene Baby-Kartoffeln, Sour Creme, gegrillte Maiskolben und ein ganz leckeres, saftiges Rumpsteak zu.



Kaum sind wir fertig mit Essen, fängt es an zu tröpfeln...


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 33° C

Tageskilometer: 457,6 km


Samstag, 15. Januar 2022

Namutoni Restcamp - Halali Restcamp, Etosha Nationalpark

Pünktlich zur Toröffnung um 6:30 Uhr sind wir im Auto und machen uns auf eine kleine Pirschfahrt. Wir fahren zu den dem Camp am nächsten gelegenen Wasserlöchern Klein Namutoni, Koinachas und Chudop. Wir sehen viel Wild in Form von Zebras, Gnus, Springböcken und Impalas.


Auf der Zufahrt zu einem der Wasserlöcher aber entdecke ich ein Tier und denke noch so, dass das ein wenig gross ist für ein Gnu; es ist ein Nashorn!



Leider mit gestutzten Hörnern - offenbar nötig für den Schutz vor den Wilderern. Beim Wasserloch selber ist nicht wirklich viel los, zwei Giraffen stehen dort und nehmen sich wie immer sehr viel Zeit für die Beobachtung der Umgebung.



Wir fahren zurück auf die Campsite, wo wir gegen 8 Uhr wieder eintreffen und uns leckere Omeletten zum Frühstück machen.


Dann bauen wir das Camp ab. Der Mechaniker, der uns gestern so nett geholfen hat, kommt noch rasch vorbei und fragt, ob soweit alles gut ist. Aber wir glauben, er ist einfach gekommen, um seinen Leatherman, den wir ihm gestern geschenkt haben zum Dank, zu präsentieren. Ich deute hin und sage ihm, dass das gut ausschaue an seinem Grütel, er strahlt über das ganze Gesicht und ist richtig stolz und freut sich ehrlich - das ist richtig schön.


Wir fahren los in Richtung Halali und nehmen dabei noch alle möglichen Wasserlöcher mit. Auf der Zufahrt zum Kalkheuwel Wasserloch schleichen wir hinter zwei Fahrzeugen her, der vordere hält an und bleibt länger stehen. Wir gucken die ganze Zeit links, wo er steht, in den Busch, sehen aber einfach nicht, was die wohl gesichtet haben mögen. Nach ein paar Minuten fahren wir noch ein paar Meter weiter vor und gucken auch mal nach rechts. Nun… Da liegen drei Löwen unter einem kleinen Baum… Ein paar Meter weiter nochmals drei, 30 m daneben vier weitere. Ein Rudel von 10!


Wir fahren noch kurz zum Wasserloch, wo wir grad drehen können und dann stehen wir noch ein paar Minuten bei den Löwen. Die schlafen aber und nach zwei, drei Fotos von müden Katzen geht es auch schon weiter über Okerfontein, Springbokfontein und Batia - bei letzterem sind grosse Herden Zebras, Gnus und Springböcke über die Ebenen verteilt, auch erste Gruppen Kuhantilopen sichten wir.




Unterwegs in etwas Entfernung sehen wir nochmals ein Nashorn, danach geht es quer durch den Busch bis zum Halali Restcamp, wo wir für zwei Nächte eine Campsite nehmen. Der grosse Platz ist ziemlich leer, bis am Abend sollen es dann aber doch noch fünf Parteien werden. Zuerst essen wir etwas kleines, dann baue ich mein Zelt auf und spanne meine Hängematte. Es folgt «endlich» mal wieder eine ausgiebige Siesta - heute bin ich grad sehr müde und des vielen Unterwegsseins etwas überdrüssig.


Die Pause tut aber sehr gut, ich lese viel in meinem spannenden Buch und döse kurz. Kurz vor 18 Uhr gehen wir für eine gute Stunde an das Wasserloch.


Ausser einem einzigen Marabu und ein paar Helmperlhühner zeigen sich aber keine Tiere.

Eine Tüpfelhyäne ruft zuerst etwas weiter weg, dann etwas näher, taucht aber nicht auf.



Es fängt an zu tröpfeln, kurz bevor die Sonne unter der Wolkendecke am Horizont auftaucht, also gehen wir zurück auf den Stellplatz und fangen an zu kochen. Derweil ist die Hyäne noch näher gekommen und heult. Es kommt kein richtiger Regen, aber es tröpfelt immer wieder, während wir unsere Hackfleischsauce mit Kartoffelstock zubereiten.


Immer wieder ruft die Hyäne nach ihren Gspänli, als wir im Zelt liegen und lesen.


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 31° C Tageskilometer: 112,7 km


Sonntag, 16. Januar 2022

Halali Restcamp, Etosha Nationalpark

Der Morgen-Gamedrive führt uns an die Wasserlöcher rund um das Camp hier im zentralen Etosha, zuerst nach Helio (ohne Wasser), Nuamses (3 Marabus) und dann noch bis Rietfontein, wo aber ebenfalls nichts los ist - dafür aber ein einzelner Greater Flamingo (juv.), leider sehr weit weg.



Gegen 9:30 Uhr sind wir schon wieder im Camp. Zuerst gehe ich mal eine Runde laufen, also besser gesagt deren drei, so dass ich auf immerhin 8 km komme - geht gut, man kann easy um das ganze Camp laufen und mit Zusatzschlaufen so eine gut 3 km lange Runde machen.


Dann frühstücken wir etwas Cracker mit Käse und Wurst und Corn Flakes oder Müsli.


Nach einer ersten Runde Chillout gehen wir zum Pool, inzwischen hat es doch recht aufgeklart und ist schnell wieder heiss geworden. Die Anlage um den Pool ist leider nicht sehr einladend, die Holzliegestühle unbequem und Schatten ziemliche Mangelware, so dass wir nicht allzu lang verweilen (der Pumpenmotor brummt obendrein die ganze Zeit).


Heute fangen wir früh an zu kochen (Tomatensauce mit Thunfisch und Spaghetti), so dass wir schon kurz nach 18 Uhr mit Essen fertig sind und uns zum Wasserloch begeben können.


Dort richten wir uns ein mit Campingstuhl, einem Kaltgetränk und etwas zum Lesen.


Bis zum Eindunkeln ist alles ruhig, dann hören wir die Hyänen ein erstes Mal und ein erstes Nashorn taucht auf zum Trinken.



Mit diesem zusammen Hunderte Nachtflughühner (Double-banded Sandgrouse), die herumflattern und quietschend zum Trinken anfliegen.



Dann zeigt sich auch die erste Tüpfelhyäne, mit dickem Bauch und schweren Schrittes - offenbar hochträchtig. Ab dann ist immer wieder Action angesagt; Nashörner (insgesamt deren fünf an diesem Abend - inklusive Kuh mit einem Jungen und zwei Bullen, die sich heftig anknurren und «niederstarren»), zwei Mal eine Elefantenherde (einmal 10 mit zwei sehr kleinen Jungen, einmal 4 mit einem Frischgeborenen), mindestens sechs Tüpfelhyänen und mehrere Ziegenmelker, die ständig im schnellen Flug vorbeizischen und die von der Beleuchtung angelockten Insekten jagen - es gelingt uns aber nicht, sie näher zu bestimmen, das geht einfach jeweils zu schnell.



Nach gut 2,5 Stunden bin ich platt und muss ins Bett.


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 34° C Tageskilometer: 63,2 km


Montag, 17. Januar 2022

Halali Restcamp - Okaukuejo Restcamp, Etosha Nationalpark


Heute wechseln wir wieder das Camp. Um 6:20 stehen wir auf, um 7:10 sind wir abfahrbereit. Auf dem Weg sehen wir zwei Nashörner, beim Salvadora Wasserloch einen Gepard sehr weit weg. Ansonsten gibt es wiederum viel Wild überall auf den Grasebenen verteilt zu sehen.


Das Okaukuejo Restcamp ist schlimm wie immer, einfach eine üble Touristenfalle. Der Laden, wo wir noch auf etwas Fleisch und ein paar andere Kleinigkeiten hofften; ein einziges Trauerspiel. Aber sei es drum, deswegen sind wir ja nicht hier und das berühmte, beleuchtete Wasserloch direkt im Camp sollte uns auch dieses Mal nicht enttäuschen.


Nachmittags am Wasserloch sind viele Zebras, Gnus, Oryx und Springböcke zugegen, es herrscht richtig Betrieb.


Gegen Abend geht Beenie alleine auf Gamedrive bis zum Okondeka Wasserloch und findet auch tatsächlich zwei Löwenmännchen. Ich bleibe derweil im Camp, um mit meiner Partnerin telefonieren zu können, welche heute Geburtstag hat, sitze gut zwei Stunden am Wasserloch und sehe Giraffen, etwas Wild, einen Schakal und einen Steppenadler (Steppe Eagle).


Beenie kommt gegen 19 Uhr zurück, dann gehen wir ins Restaurant, wo wir das einfache, aber gar nicht mal so üble Abendessen nehmen (es gibt einfach ein Menu zur Auswahl mit Lamm- oder Schweinekotelett oder Fisch). Vorher gönnen wir uns noch einen kurzen Blick zum Wasserloch, wo grad ein Löwe ankommt, ein Nashorn und drei oder vier Giraffen, welche schön brav warten, bis der Kuder fertig getrunken hat.


Nach dem Essen setzen wir uns nochmals etwa anderthalb Stunden ans Wasserloch und beobachten eine Herde von 12 Elefanten und ein paar Giraffen sowie diverse Nashörner - den ganzen Abend (inkl. dem von vor dem Essen) sollen es deren zehn sein. Und auch hier hat es wieder viele Ziegenmelker (Fiery-necked Nightjar) am Jagen.


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 33° C Tageskilometer: 141,1 km


Dienstag, 18. Januar 2022

Okaukuejo Restcamp, Etosha Nationalpark

Wir schlafen ziemlich tief und fest, es ist sehr ruhig auf der Campsite und so stehe ich erst um 6:20 Uhr auf. Zwanzig Minuten später sind wir schon abfahrbereit, halten noch kurz beim Wasserloch und ich gehe schon mal vor zum Gucken. Beenie wird aufgehalten von einer Guide mit einer kleinen Reisegruppe von einem Reiseveranstalter, welche mit einem defekten Wagenheber zu kämpfen haben, so dass wir mit unserem aushelfen.


Daher kommen wir erst kurz nach 7 Uhr los und fahren runter zum Ombika Wasserloch, wo wir ein paar Giraffen sehen, welche sich sehr langsam auf den Tümpel zubewegen und eine Herde Kuhantilopen.


Ein paar Springböcke sind da und einen Lannerfalken auf der Jagd beobachten wir. Neben uns stellt sich ein alleine fahrender Kerl aus Deutschland, der ganz enthusiastisch den ganzen Tag lang unermüdlich Wasserloch für Wasserloch abfährt - wir hatten ihn gestern schon mal kurz getroffen.


Dann müssen wir zurück zum Camp fahren, um mal auszutreten. Wir hocken noch eine Weile ans Wasserloch im Camp, dann gehen wir auf unseren Platz und machen sauleckere Tortillas Patatas.



Anschliessend kümmere ich mich mal um Fotos sichern, sichten, aufbereiten und Postkarten drucken, derweil Beenie am Pool hängt. Irgendwann kommt er zurück mit Andrea und Michael im Schlepptau - er hat die beiden beim Restaurant aufgegabelt, wo sie eigentlich nur eine Pause machen wollten auf dem Weg raus aus dem Park in Richtung Outjo. Wir labern ein bisschen und dann entscheiden sie sich spontan, doch noch eine Nacht zu bleiben.


Dunkle Gewitter- und Regenwolken ziehen von Osten her auf. Wir fangen noch mit einem Stadt-Land-Fluss an, müssen dann aber rasch ins Auto flüchten vor dem einsetzenden Regen.

Kurz darauf ist es aber eh an der Zeit, zum Gamedrive aufzubrechen. Wir fahren zum Newbronii Wasserloch, wo ein paar Zebras sich gütlich tun.



Am Horizont spielt sich ein fantastisches Schauspiel aus Regenwolken und durchbrechendes Sonnenlicht über der Pfanne ab.




Weiter geht es in Richtung Gemsbokvlakte. Auf der Stichstrasse muss Beenie plötzlich heftig auf die Bremse; drei junge Kapfüchse gucken ganz verdattert, zwei stieben zur Seite davon, einer in den Bau direkt auf der Piste und nur knapp einen Meter vor unseren Vorderrädern, die noch grad rechtzeitig zum Stillstand kommen.


Danach kommt der kleine Fuchs auch wieder raus und sie lassen sich auf meiner Seite des Wagens wunderbar fotografieren.





Bei der Gemsbokvlakte selber sehen wir ein Nashorn.



Und ein heftiges Gewitter, das aufzieht und sich über uns entlädt. Zuerst warten wir rund 20 Minuten, danach fahren wir langsam zurück zum Camp, aber es ist dunkel wie in einem Elefantenmagen und die Pisten sind im Nu total überschwemmt, Blitze zucken in nächster Nähe, weit und breit ist kein Baum, wir sind auf einer grossen Ebene und der höchste Punkt hier (Giraffen sind auch keine in der Nähe…).



Da ist dann schnell klar, dass wir heute nochmals ins Restaurant gehen. Wir fahren grad direkt hin, ein paar andere Gäste machten es natürlich auch so, es hatte aber noch reichlich Platz.


Es hört nicht mehr auf zu Regnen, nach dem heftigen Guss plätschert es noch lange auf unsere Zelte - der Platz selber war zum Glück nicht wirklich überschwemmt, drei Campsites weiter wäre eine riesige Pfütze gewesen, unter meinem Zelt ist es aber schon auch etwas matschig. Mal schauen, wie ich morgen aufwache...


Daten des Tages

Tageshöchsttemperatur: 34° C Tageskilometer: 67,1 km


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