Es geht los - wir fliegen wieder nach Afrika, sind aufgeregt, sagen adieu und haben viel zu erledigen. Über unsere Anreise, die ersten Tage in Windhoek und unsere Vorbereitungen für das Buschabenteuer.
Donnerstag, 2. Dezember 2021
Zürich - Frankfurt - Windhoek
Dieses ganz bestimmte Kribbeln, eine Mischung aus Vorfreude, Nervosität und Angst, irgendwas total Wichtiges vergessen zu haben, so kurz vor dem Abflug… Das ist auch bei der fünfzehnten Reise auf den afrikanischen Kontinent noch da, irgendwie. Etwas weniger als früher vielleicht, man freut sich, weiss, endlich geht es los, Afrika wartet. Aber ohne Scheiss jetzt, Leute, dieses Mal war mir plötzlich, wie ich so zu Hause auf gepackten Koffern sitze, frisch geduscht nach einem letzten Dauerlauf draussen in der Kälte, mit einem letzten Kaffee aus der eigenen Maschine, richtig, richtig schlecht. Der Abschied von meiner Freundin am Morgen nach dem Aufstehen (sie wollte mich bewusst nicht zum Flughafen begleiten, einfach normal zur Arbeit gehen wie an anderen Tagen auch) - ach, das war einfach zu hart. Dann der ganze Stress die ganze Woche vor dem Abflug mit all dem Bibbern und Bangen, ob es jetzt doch noch klappt, ob das Flugzeug überhaupt abheben kann, ob wir überhaupt einreisen können, dieser ganze Mist fällt dann doch irgendwie von einem ab, es geht los jetzt, ich schleppe meinen Koffer und den wieder viel zu schweren Kamerarucksack zur Bushaltestelle hoch, ich freue mich, bin traurig, möchte am liebsten doch nicht fahren, sehne mich aber auch nach Afrika, habe schon den Geruch in der Nase vom Busch, bin innerlich aufgewühlt wie wohl noch nie in meinem Leben. Und doch - jetzt geht es los!
Mit zwei Bechern Doppio aus dem Café Spettacolo warte ich auf meinen Bruder beim Aufgang vom Fernbahnhof am Flughafen Zürich. Es hiess, man soll wegen den ganzen Corona-Massnahmen frühzeitig erscheinen und so sind wir schon gut drei Stunden vor Abflug da, begeben uns zum Checkin, wo dann auch tatsächlich geprüft wird, ob die erforderlichen Einreisedokumente für das Zielland vorgelegt werden können. Beenie muss noch zum Übergepäck nachzahlen, da er um ein paar Kilo zu viel eingepackt hat - es kommt noch eine neuer Werkzeugkoffer in unser Lager in Windhoek mit.
Es ist wenig los an diesem Donnerstagnachmittag Anfang Dezember, so mitten in einer globalen Pandemie, und wir sind daher recht flott durch den Security-Check. Unserer beiden Anspannung löst sich allmählich ein wenig, als wir uns wie immer zum traditionellen Abflugsbier in die Center Bar setzen.
Wir lassen uns Zeit und hängen dann noch eine ganze Weile im Wartebereich am Gate ab, wo es trostlos leer ist. Die Embraer 190 nach Frankfurt ist dann doch zu etwas ⅔ gefüllt und der kurze Hüpfer an den Main ist dann auch schnell hinter uns gebracht.
Am Frankfurter Flughafen ist dann alles noch etwas trüber, im ganzen Terminal hat nur ein einziges Restaurant offen, dass gerammelt voll ist und so nehmen wir uns nur einen Happen von einem Takeaway in der Nähe unseres Abfluggates. Wir lümmeln rum, holen uns noch ein Bierchen, spazieren einmal quer durchs ganze Terminal und wieder zurück. Die Maschine nach Windhoek muss ziemlich schwach gebucht sein, denn ein Mitarbeiter macht irgendwann über die Lautsprecher Werbung, man könne jetzt bei ihnen am Schalter noch Upgrades für die Business günstig schiessen. Da gehen wir gleich mal hin und fragen, was so eines denn kosten würde - ich dachte, die wollen das vielleicht so für 300 Möhren oder so raushauen, da hätten wir uns das durchaus überlegt. Der gute Mann will dann aber trotzdem noch EUR 900 pro Person dafür haben - wir lehnen höflich lächelnd ab.
Mit etwas Verspätung bei den Reinigungsarbeiten wird unsere A330-300 reingeschoben und bald darauf können wir boarden. Es bleiben sehr viele Plätze frei, am Ende sollte jeder von uns eine Zweierreihe für sich haben. Für einmal auch ganz schön und angenehm.
Der Flug ist sehr ruhig, alles ist entspannt, die Crew richtig nett.
Freitag, 3. Dezember 2021
Windhoek
Über dem nördlichen Namibia fliegen wir noch über einer dichten Wolkendecke. Im Anflug auf Windhoek sehen wir aus dem Flugzeugfenster auf viele, grossflächig abgebrannten Busch und Farmland - das ist richtig beklemmend.
Da wir in den hintersten Reihen sitzen, kommen wir als letzte aus dem Flieger und wollen einen ersten, tiefen Atemzug der warmen, würzigen afrikanischen Luft nehmen. Klappt nur bedingt; es ist ziemlich kühl und riecht vor allem nach Kerosin.
Es dauert dann trotz der eher schwach belegten Maschine ziemlich lange, bis wir dran kommen am Immigration-Schalter in der neuen Ankunftshalle. Es geht aber alles problemlos, vor der eigentlichen Einreise werden die Covid-Dokumente separat geprüft. Bis wir durch sind, dreht unser Gepäck schon munter seine Runden auf dem Gepäckband und Beenie wird dann noch am Ausgang kurz aufgehalten wegen seinem Werkzeugkoffer - Einfuhrzoll! Danach spült es auch ihn in die Ankunftshalle, wo Fahrer Rudolph von Safari Car Rental schon auf uns wartet. Der scheint noch nicht so richtig motiviert, aber als ich ihn wieder erkenne und sage, dass wir schon vor drei Jahren von ihm abgeholt worden sind, taut er auf und klopft schon wieder Sprüche.
Zum Service von SCR gehört neuerdings wohl auch, dass uns bereits eine SIM-Karte von MTC abgegeben wird von unserem Driver. Wir gehen gleich zum MTC-Shop und Rudolph zeigt mir, wie der Automat für den Airtime-Erwerb funktioniert und welche Tarife wir nehmen können. Ich habe noch etwas weniges an Bargeld vom letzten Mal mit dabei und als er das sieht, meint er nur: «Kein Wunder, geht bei uns hier die Wirtschaft den Bach runter, wenn ihr Touris das ganze Geld aus dem Land schmuggelt!»
Nachdem wir noch etwas Geld am ATM gezogen haben, laden wir unser Gepäck in den Kleinbus und unser Chauffeur fährt uns die rund 20 km stadteinwärts zur Vermietungsstation von Safari Car Rental. Wie immer ist alles top organisiert und routiniert, die Übergabe klappt einwandfrei. Es braucht trotzdem seine Zeit, Rudolph zeigt und erklärt uns alles, wir prüfen, ob alle gebuchten Zusatzoptionen (Zelt, Bettzeug, Matten, zusätzliche Gasflasche, etc.) und alles Material vollständig ist. Dann können wir unsere Maschine definitiv übernehmen und Fahrer Beenie rollt vom Hof.
Bereits zum vierten Mal übernachten wir im Palmquell Hotel in Klein-Windhoek. Daher kennen wir den Weg bestens und die kurze Fahrt in die Stadt geniessen wir sehr - traditionellerweise wird auch immer in voller Lautstärke Eminems «Without me» abgespielt; unser Song, wenn es für die erste Fahrt auf Pad geht.
Der Checkin im Hotel ist richtig herzlich. Die Übergangs-Managerin Andrea ist sehr nett und weiss bereits Bescheid, dass wir kommen, denn die Noch-Besitzerin Frau Pfaffenthaler hat sich erinnert und Andrea angewiesen, den Herren Roth doch bitte wie immer die Zimmer Nr. 5 zu geben. Anscheinend ist der Verkauf des Hotels noch im Gang, vorübergehend wurde das Management von «Adventure Lodges» übernommen.
Kaum sind wir wieder auf dem Zimmer, geht ein kurzer, aber heftiger Regenguss über die Stadt nieder. Nach einer kurzen Pause fahren wir für erste Besorgungen in die Stadt. Es geht zum Cymot, wo wir uns einen schönen Potjie aussuchen, Kühltaschen, Trinkflaschen und noch zwei weitere Plastikboxen, in denen wir unsere Kleider transportieren wollen, kommen auch noch dazu.
Zurück im Hotel, können wir endlich mal etwas ausruhen. Danach kommt unser Freund Willi vorbei, bringt uns das bei ihm eingelagerte Material vorbei und anschliessend fahren wir mit ihm hinunter zum Stellenbosch Restaurant.
Hier isst man echt gut und wir freuten uns schon lange auf das herausragend gute Sirloin Steak. Der Laden ist brechend voll, er ist auch bei den Einheimischen recht beliebt. Es ist aber ziemlich windig und kühl, wir sind dann doch recht ausgelaugt von der langen Reise und so sind wir früh wieder zurück und fallen schnell in einen tiefen Schlaf.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 27° C
Tageskilometer: 28,4 km
Samstag, 4. Dezember 2021
Windhoek
Sonnenschein und blauer Himmel begrüsst uns am frühen Morgen. Wir sind wach, noch bevor das Frühstück serviert wird und so genehmigen wir uns erstmal einen Instant-Kaffee im Bett. Das Frühstück wird neu oben im Haupthaus serviert, es ist einfach, aber ganz okay.
Als erstes packen wir alles aus unseren grossen Reisetaschen in die neuen Kisten um, räumen das Auto zuerst einmal komplett aus und dann alles um, sortieren, gucken, was wir noch neu kaufen müssen, laden, soweit möglich, schon mal alles wieder ein.
Gegen Mittag gehen wir dann auf grosse Einkaufstour. Zuerst fahren wir nochmals zum Cymot, wo wir noch zwei neue, bequeme Campingstühle erwerben (die von SCR mitgelieferten werden dann im Hotel eingelagert) sowie 4 20l-Wassertanks für unser Trinkwasser.
Anschliessend geht es in den grossen Superspar bei der Maerua Mall, wo wir geschlagene zwei Stunden verbringen mit all unseren Einkäufen. Im Wasserladen gleich nebenan füllen wir die Kanister, danach fahren wir rüber zum Einkaufszentrum in den Food Lovers Market. Dort kaufen wir noch das ganze Frisch-Gemüse und Co. und endlich auch eine Kleinigkeit zum Essen - uns knurren schon zünftig die Mägen.
Im Hof des Hotels räumen wir alle Einkäufe ein und beladen das Auto (fast) vollständig.
Bis das erledigt ist, kommt auch schon Willi wieder vorbei und wir fahren mit ihm zur Arebbusch Lodge am Stadtrand, wo wir einen Sundowner nehmen und nachher auch gleich noch zum Abendessen bleiben.
Aber auch heute mögen wir nicht allzu lange machen, es ist wieder recht kühl geworden und wir sind auch wieder ziemlich erledigt.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 28° C
Tageskilometer: 6,4 km
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