Von einem Trockenflusstal zügeln wir ins nächste, fahren durch schöne Kalaharidünenlandschaft und erleben die Gepardensichtung des Lebens. Nur leider passiert dem Fotografen im Nachgang dazu ein ziemlich dummes Missgeschick...
Donnerstag, 9. Dezember 2021
Polentswa Campsite - Mata Mata Restcamp
Schon um 04:50 stehen wir auf, räumen das Camp ab, sind dann aber doch «erst» eine Stunde später fertig zur Abfahrt. Die Nacht war wieder extrem still, der Sonnenaufgang heute ist hinter einer weit entfernten, grossen Gewitterfront versteckt und zaubert einen fantastischen Lichtschimmer an die Wolkenränder.
Wir fahren direkt in südlicher Richtung, zunächst ist wenig los, aber wir haben sehr schönes Licht und erleben eine friedliche Morgenstimmung. Zwischen den Wasserlöchern Kousant und Bedinkt kommen uns schon die ersten Fahrzeuge aus dem Nossob Restcamp entgegen.
Einer davon steht am Rand der Piste und während wir auf ihn zurollen, taucht unvermittelt eine Katze aus dem Gebüsch auf und tritt auf die Piste. Im ersten Moment meine ich, vor allem der Grösse wegen, einen Karakal zu sehen, es ist aber ein junger Leopard!
Das Weibchen kommt uns direkt auf der Piste entgegen und läuft zwei Meter neben unserem Auto vorbei und schnüffelt sogar kurz hinten am Heck rum. Der Typ im anderen Auto fährt an uns vorbei direkt hinter unser Auto und verscheucht die Katze wieder, sie geht aber nur etwas über die Böschung und läuft dann in der uns entgegengesetzten Richtung über die Talebene, während der andere dann einfach so davon fährt und den Leoparden gar nicht mehr beachtet…
Wir drehen und können der Katze etwas folgen, dann verliert sich ihre Spur bei einer kleinen Böschung. Eine wirklich ganz aussergewöhnlich schöne Sichtung!
Danach fahren wir bis Nossob durch, gehen kurz auf Toilette und markieren die Sichtung am Sighting Board und fahren gleich weiter. Nur vereinzelt sehen wir ein paar Antilopen, teils auch kleinere Herden. Dafür bestimmen wir noch zwei neue Greifvögel: Zwergadler (Booted Eagle) und Schlangenadler (Brown Snake Eagle).
Eine Schlange (nicht identifiziert) versucht eine Zeit lang, die steile Böschung am Pistenrand hochzukriechen und verschwindet dann schnell im Unterholz.
Bis zum Picknickplatz von Dikbaardskolk ist die Weiterfahrt ereignislos, wir machen eine gute Stunde Pause mit Bohnen und Spiegelei und etwas Brot. Dann biegen wir ab auf die obere Dünenstrasse, welche die fossilen Flusstäler Nossob und Auob miteinander verbindet. Durch wunderschöne Kalaharilandschaft geht es auf und ab, vorbei an goldgelb wogendem Gras und roten Dünenkämmen. Strausse, hie und da ein Oryx und einen einzelnen Steenbok sehen wir.
Im Auobtal ist es merklich trockener, ausser zwei, drei Herden Springbok und verzeinzelt Oryx sind keine anderen Tiere da, erst beim 13. Bohrloch sehen wir noch vier Giraffen.
Es ist sehr, sehr ruhig hier, auch keine einzige Eule oder Wildkatze, obwohl wir uns sehr viel Zeit nehmen und extra fast jeden prädestinierten Baum absuchen, finden wir.
Wir bestimmen noch ein, zwei neue Vogelarten, das war es dann auch schon und erst nach einer langen Fahrt von 9 Stunden erreichen wir das Mata Mata Restcamp.
Zuerst zischen wir ein kühles Getränk aus dem Laden, dann gehen wir zur Rezeption für den Check-in. Unsere Reservierung gibt es aber nicht, etwas stimmt nicht mit der Buchung (nur für Nossob scheint es zu stimmen), trotz Telefonat mit Manuela von Bwana Tucke-Tucke kann es vorerst nicht geklärt werden. Erstmal gehen wir auf die Campsite, setzen uns hin und chillen eine Runde, denn zum Aufbauen ist es noch viel zu heiss. Später marschiere ich noch einmal ins Office, aber wir müssen eine neue Buchung machen und selber bezahlen. Bwana will es dann klären und uns natürlich wieder erstatten.
Für heute mögen wir nicht mehr rausfahren, stattdessen nutzen wir die ruhige Zeit, während alle vom Camp auf Gamedrive sind, um in den Pool zu hüpfen und danach eine wohltuende Dusche zu nehmen (und frische Kleider anzuziehen!).
Zum Abendessen machen wir uns leckere Spaghetti Carbonara und einen Tomaten-Gurke-Feta-Salat.
Vor dem Schlafengehen begeben wir uns noch eine Weile in den Hide, dort tut sich aber nicht besonders viel. Eine Rostwangen-Nachtschwalbe (Rufous-cheecked Nightjar) hören, eine Eule weit entfernt und einen Schabrackenschakal sehen wir.
Dafür werden wir bestens unterhalten von drei kleineren Kindern einer deutschen Familie aus Kapstadt. Die Kids löchern uns mit Fragen und wir lachen uns einen ab ob ihrer kindlich-direkten, ehrlichen Kommentaren. Wir plappern, bis andere Gäste zum Hide kommen und um sie nicht zu stören, scheucht der Vater die Kinder ins Bett. Dorthin verziehen wir uns kurz darauf ebenso.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 41° C
Tageskilometer: 222,6 km
Freitag, 10. Dezember 2021
Mata Mata Restcamp
Für den Morgen haben wir uns einen etwas kürzeren Gamedrive vorgenommen. Kurz nach 5:30 Uhr sind wir bereit und trotzdem schon mit die letzten, die rausfahren.
Es herrscht wieder eine wunderbare Morgenstimmung, wir tuckern langsam durch das Auobtal, halten wieder nach Eulen und Wildkatzen ausschau. Eine Giraffe läuft über einen Dünenkamm auf der anderen Talseite und gibt ein superschönes Bild ab.
Kurz nach dem ersten Wasserloch Sitzas stehen drei, vier Fahrzeuge, wir halten kurz neben einem anderen Mietauto, ein junges Deutsches Paar weist uns auf gerade eben von dannen gezogene Geparden (Mutter mit vier Jungen). Die Gefleckten sind aber über die Talebene ausser Sichtweite, wir fahren etwas weiter vor und können dann einen kurzen Blick auf mindestens zwei Gepardenköpfe erhaschen.
Dreihundert Meter weiter vorne, etwas erhöht auf dem Weg zur nächsten Düne, finden wir sie dann wieder, wie sie neben einem Busch liegen, sie sind aber ziemlich weit weg:
So fahren wir noch bis zum nächsten Wasserloch Craig Lockhardt. Unterwegs dorthin finden wir in einem so typischen, knorrigen Kameldornbaum endlich eine Eule, sehr gut versteckt, aber immerhin sogar einen Milchuhu (Verreux’s Giant Eagle Owl).
Ansonsten ist wenig los, ausser die hier immer ansässigen Giraffen sind da und wir sehen sowohl auf dem Hin- wie auch auf dem Rückweg viele zum Teil auch grössere Gruppen mit bis zu 12 oder 13 Tieren.
Schon um 8:40 Uhr sind wir zurück auf dem Camp. Wir spülen das Geschirr vom Vorabend, machen Frühstück und dann eine längere Pause im Camp, hüpfen in den Pool, schreiben Tagebuch, räumen etwas auf.
Um 15 Uhr machen wir uns bereit zum Gamedrive, der Plan für heute Nachmittag: bis zum Picknikplatz Kamqua möglichst zügig durchfahren, dann dort einen Teig für Roosterkoek ansetzen, gemütlich zurück tuckern und nach Eulen und Wildkatzen suchen.
Das gelingt dann nur so mässig (letzteres, der Teig und später die Grillbrote sind super gelungen), dafür haben wir die Gepardensichtung des Lebens...
Schon auf der Hinfahrt standen zwischen Dalkeith und Dertiende Boorgat vier Autos bei zwei Geparden, die im Schatten nahe der Piste ruhten.
Auf der Rückfahrt, als wir zum Wasserloch Dertiende Boorgat kommen, stehen etliche Autos zwei-, dreihundert Meter weiter weg. Wir stellen uns in perfekte Position mit bestem Blick direkt auf das Wasserloch und warten auf das, was da kommen mag. Weil es so viele Autos sind, können wir davon ausgehen, dass es sich um Katzen handeln dürfte und dass es die beiden Geparde sein könnten, liegt demnach nahe.
Zunächst entdecken wir noch im Baum gleich neben unserer Parkposition eine Little Bittern (Afrika-Zwergdommel), bestimmen sie am nächsten Tag anhand des Fotos, was eine ganze Weile dauert.
Ein einzelner Springbok kommt langsam auf das Wasserloch zu, wirkt aber nervös und guckt immer wieder in eine Richtung, während sich einige der Autos im Kriechgang auf uns und das Wasserloch bewegen. Hier könnte es gleich eine Jagd geben…
Ich mache mich «Schussbereit», der Springbok bewegt sich nur sehr langsam, bleibt immer wieder stehen und schaut lange in dieselbe Richtung. Irgendwann fängt er an zu traben, dann geht er in den Sprint über und hinter ihm sehen wir plötzlich… Nichts.
Doch nur wenig später tauchen an einer Kuppe tatsächlich die beiden Geparde auf, trennen sich gleich, der eine geht hinter den Dünenkamm, der andere zeigt sich nun auf dem offenen Feld und marschiert direkt auf das Wasserloch zu. Wir denken zuerst, dass es eine Ablenkungstaktik ist, aber jagdmässig tut sich nichts mehr, der Springbok ist weg und der Gepard trinkt einen Moment lang. Dann dreht sich die Katze um, schaut scheinbar nach dem Begleiter und fängt an zu rufen, wie ein Pfiff eines Vogels tönt das.
Immer wieder ruft sie, geht dabei auf die Hügelkuppe zu, dann trabt sie dorthin und ist auch gleich hinter der Kante verschwunden. Nach ein paar Minuten taucht sie wieder auf und zieht auf dem Hügelkamm entlang - im Schlepptau vier noch sehr kleine Junge! Uns trifft fast der Schlag, wir können es kaum fassen, das ist einfach eine phänomenale Sichtung.
Sie ziehen weiter und immer wieder ruft die Mutter nach ihrer Begleiterin, die Jungen tapsen hinterher.
Oben auf der anderen Seite, wo die Hauptpiste durchführt, stehen noch zwei, drei andere Autos und wir sehen, dass die Gepardenfamilie hoch läuft in diese Richtung. Wir fahren um den Loop und kommen von der anderen Seite entgegen. Wir hören die Katze immer und immer wieder rufen. Dann sehen wir die Kleinen noch für einen ganz kurzen Augenblick die Piste überqueren, sie laufen weiter der Mutter nach und verschwinden dann im Gras. Genau in der Sekunde, als ich sie noch offen vor der Linse gehabt hätte, fährt uns ein anderes Auto vollkommen rücksichtslos direkt ins Sichtfeld. Danke dafür…
Ein Malheur: wie der geneigte Leser nun feststellen musste, fehlen davon die Bilder. Im Nachgang hat sich zu meinem grossen Bedauern herausgestellt, dass die restlichen Fotos von diesem und vom nächsten Tag bis zum späteren Nachmittag nicht korrekt gesichert wurden auf meiner Festplatte. Sie waren aber mal da und in der fatalen Annahme, dass ich sie gesichert hätte, wurden sie später dann von der Speicherkarte gelöscht. Jetzt sind leider alle futsch...
Nun müssen wir uns dringend auf den Rückweg machen, um noch rechtzeitig zurück im Camp zu sein. Als wir wegfahren, können wir die Anspannung endlich fallen lassen und jubeln über die grandiose, einmalige Sichtung.
Mit konstant 50 km/h rollen wir zurück, halten noch ein, zwei Mal ganz kurz für Giraffen im schönsten Licht und schaffen es auf Punkt 19:28 Uhr, am Gate zu sein.
Wir entfachen ein Feuer, bereiten die Roosterkoek vor und das Abendessen mit einem hammerfeinen Risotto, gedünsteten Karotten und zwei super leckeren Sirloinsteaks.
Dadurch wird es recht spät, bis wir endlich im Bett sind. Gegen halb vier in der Nacht muss ich mal kurz raus und auf dem Weg zur Toilette höre ich endlich wieder mal eine African Scops Owl rufen.
Daten des Tages
Tageshöchsttemperatur: 42° C
Tageskilometer: 147,8 km
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