In einem Rutsch fahren wir von Windhoek zum Kgalagadi Transfrontier Park auf südafrikanischer Seite, geniessen die ersten Pirschfahrten, bestimmen mit Fleiss und Begeisterung viele Vögel und treffen Freunde zum Grillabend.
Nach dem stressigen Ankunftstag in der Hauptstadt und einem langen Fahrtag kommen wir zurück in die Kalahari, einem unserer absolut liebsten Orte in Afrika. Nach und nach können wir runterfahren, ankommen und geniessen. Wir erleben grandiose Lichtstimmungen und heftige Sommergewitter, Frühstücken mit Gnus und erhalten speziellen Besuch auf unserer Campsite.
Freitag, 26. Jaunuar 2024
Windhoek - Mata Mata Restcamp, Kgalagadi Transfrontier Park
Der Wecker klingelt schon um 05:05 Uhr, wir stehen zackig auf und machen uns parat. Mit dem Wasserkocher auf dem Zimmer mache ich uns einen schnellen Nescafe und öffne die Balkontüre. In einem nahen Baum im noch stockdunklen Garten ruft ein früher Vogel den Tag herbei.
Die nette Küchenfrau ist extra für uns mega früh aufgestanden und hat das Frühstück für uns zubereitet, in zwei Boxen abgepackt und sogar unsere Thermobecher mit Kaffee aufgefüllt. Darüber freuen wir uns sehr.
Einer duscht, der andere lädt schon mal ein, dann die umgekehrte Reihenfolge. Exakt eine Stunde nach dem Aufstehen fahren wir los. Es ist noch fast dunkel, aber bis wir aus der Stadt raus sind, geht die Sonne schon auf. Es geht gut voran auf der Teerstrasse nach Mariental, auf dem Abschnitt bis Rehoboth kommt uns für namibische Verhältnisse recht viel morgendlicher Berufsverkehr entgegen.
Nach gut 270 km biegen wir links ab in Richtung Stampriet, einem kleinen Bauernkaff am Rand der Kalahari. An der Tankstelle machen wir unseren Doppeltank voll und ich will uns im Shop noch zwei Kaffee holen. Der grosse Vollautomat, der dort steht, scheint aber schon lange nicht mehr in Betrieb zu sein und kurzerhand wird eine sehr afrikanische Lösungen gefunden: eine überaus nette Angestellte besorgt uns heisses Wasser, damit wir unsere Thermobecher füllen können und ich muss uns dafür einfach eine kleine Dose Instantkaffee kaufen aus dem Laden. So geht es natürlich auch!
Wir lassen noch Luft aus unseren Reifen, denn ab jetzt folgen für eine lange Zeit nur noch Schotterstrasse und Sandpisten. Kurz nach dem Dorf machen wir eine kleine Pause für den ersten Fahrerwechsel. Dabei können wir einen Black-chested Snake Eagle (Schwarzbrust-Schlangenadler) beobachten, der hoch über unseren Köpfen seine Kreise zieht.
Wir fahren lange und gleichmässig durch das wunderschöne Auob Tal, es gibt nur sehr wenig Gegenverkehr. Wir ziehen mehr oder weniger durch und machen nur kurze Pausen. So sind wir schon bald nach dem Mittag an der Grenze, wo so gut wie gar nichts los ist.
Durch verschiedene Berichte in einschlägigen Foren und Facebook-Gruppen waren wir etwas verunsichert, was die Mitnahme von (nicht behandeltem) Fleisch, Früchten und Milchprodukten anbelangt. Es war aber alles wie eh und je; lediglich die Mitnahme von Feuerholz aus Namibia über die Grenze respektive in den Park bleibt verboten, von etwas anderem haben wir nichts mitbekommen.
Auf südafrikanischer Seite angekommen, checken wir ein an der Reception von Sanparks, dem staatlichen südafrikanischen Betreiber der Campsites, wo festgestellt wird, dass unsere sechs Übernachtungen in den südafrikanischen Camps, die wir über die Agentur Bwana Tucke Tucke gebucht hatten, storniert wurden. Anscheinend wurde von Bwana nur die Anzahlung geleistet, danach ist die Buchung verfallen. Glücklicherweise sind alle drei Campsites noch verfügbar und so können wir neu buchen und bezahlen. Danach telefoniere ich noch kurz mit Manuela von der Agentur, welche sich entschuldigt und wir vereinbaren, dass wir alles nach der Reise über E-Mail klären.
Direkt bei der Einfahrt aufs Gelände treffen wir auf Andrea und Michael, welche zeitgleich von Twee Rivieren her kommend eintreffen. Die beiden haben wir auf unserer letzten Reise kennengelernt und sind in losem Kontakt geblieben. Irgendwann haben wir festgestellt, dass wir zeitgleich wieder unterwegs sein würden und haben dann im Vorfeld unsere Routenplanungen abgeglichen. Ein Zusammentreffen hier in Mata Mata war tatsächlich möglich und so haben wir uns hier verabredet. Was für ein tolles Wiedersehen!
Der Camping ist für einmal recht leer und wir können uns einen schönen Stellplatz mit viel Schatten aussuchen. Unsere beiden Freunde aus Deutschland stellen sich auf die Campsite gleich vis-à-vis. Wir bauen unser Camp auf und richten uns etwas ein.
Michael kommt auf ein Käffchen vorbei und wir schwatzen ein bisschen, dann wird es schon bald Zeit für unseren ersten Gamedrive.
Ein Green Wood Hoopoe (Grünbaumhopf), den ich zuvor im Baum bei unserer Campsite entdeckt habe, flattert unvermittelt in unser Auto - kurz vor der Abfahrt zum Gamedrive haben wir zum Durchlüften die Scheiben runtergelassen.
An der Tankstelle des Camps prüfen wir nochmals den Reifendruck und lassen auf 1.5 Bar ab und besorgen uns im Shop ein Kaltgetränk für unterwegs.
Das erste «offiziell» gesichtete und registrierte Tier: ein Schabrackenschakal. Das wäre in der Rückschau auf frühere Reisen überhaupt nichts aussergewöhnliches, bisher erlebten wir gerade die Kalahari als ausgeprägtes Schakalenland. Wie wir aber in den nächsten Tagen feststellen werden, sind es aber merklich weniger geworden. Doch dazu später noch mehr.
Wir fahren zum ersten Wasserloch im Auob Tal: Sitzas, und freuen uns sehr, wieder hier zu sein. Es herrscht eine schöne Gewitterstimmung mit dicken Wolken und einem Regenbogen.
Am Wasserloch halten sich drei Löwen auf, ein Männchen und zwei Weibchen. Diese sind aber natürlich sehr faulenzig und bewegen sich nur kurz zum Trinken. Für ein annehmbares Bild sind die Grosskatzen jedoch zu weit weg.
Nach einer Weile fahren wir noch zum nächsten Wasserloch Craig Lockhardt und wieder zurück. Wir bestimmen einige Vögel, darunter einen ersten Martial Eagle (Kampfadler) und viele Lesser Grey Shrike (Schwarzstirnwürger). Es ist alles sehr entspannt, wir geniessen es, sind jetzt aber auch echt müde.
Zurück im Camp feuern Andrea und Michael ein, wir bereiten unser Zeug vor und steuern etwas an den Salat bei. Wir grillieren fantastische T-Bone Steaks und sitzen gemütlich beisammen und sie erzählen natürlich viel von ihrer bisherigen Reise, welche sich dem Ende entgegen neigt. Der gemeinsame Grillabend ist sehr nett, aber wir müssen uns gegen halb 10 Uhr der Müdigkeit geschlagen geben, verabschieden uns und räumen noch kurz alles weg, danach fallen wir todmüde in unsere Betten.
Was wir noch nicht wussten: es gab eine Änderung auf den südafrikanischen Campsites, wonach der Strom jetzt erst um 23 Uhr abgestellt wird. Der laute Generator lief aber noch gut hörbar und bis weit nach 23 Uhr, danach jedoch war es herrlich still auf der Campsite und ich habe sehr bequem geschlafen auf meiner guten Leihmatratze.
Zahlen des Tages
Tageshöchsttemperatur: 37° Tageskilometer: 579,0 km
Kgalagadi Transfrontier Park (KTP) Wie unschwer festzustellen ist, gehört diese Gegend zu unseren absoluten Lieblingsdestinationen im südlichen Afrika - im KTP selber sind wir auf dieser Reise gemeinsam bereits zum siebenten Mal, beide kommen wir auf insgesamt acht Aufenthalte hier. Irgendwas besonderes muss es also haben, dass es uns immer wieder in diese Halbwüste mit ihren roten Sanddünen zieht. «Once you had the sand of the Kgalagadi between your toes…» - wer einmal den Sand der Kalahari zwischen seinen Zehen gespürt hat, wird es verstehen. Der Kgalagadi Transfrontier Park ist, wie der Name schon sagt, ein grenzübergreifender Nationalpark und ein gemeinsames, erfolgreiches Projekt von Südafrika und Botswana, und umfasst ein enormes Gebiet von sagenhaften 38.000 qkm - also fast so gross wie die Schweiz. Der ehemalige Gemsbok National Park im südafrikanischen Teil und der direkt im Nossob Tal angrenzende Teil auf botswanischer Seite wurden im Jahr 2000 zu einem so genannten Peace Park zusammengeschlossen bzw. für den unkomplizierten Grenzübertritt geöffnet. Seither kann man, vorausgesetzt man verlässt den Park wieder in dasselbe Land, aus dem man eingereist ist, völlig frei zwischen den Ländern hin und her reisen, egal, auf welcher Seite man übernachtet. Zudem gibt es am südlichen Eingangstor in Twee Rivieren sowohl von Südafrika als auch von Botswana einen Grenzposten, so dass auch eine Durchquerung des Parks wie von uns von Namibia nach Botswana möglich ist. Reist man von Namibia in den Park ein und am selben Ort wieder aus, verlässt man zwar das Land Namibia, muss in Südafrika aber gar nicht offiziell einreisen. Der Park verläuft der südafrikanisch-namibischen Grenze entlang und teilt sich im Nossob Tal, dem zweiten grossen Landpunkt in diesem riesigen Gebiet, in den südafrikanischen und den botswanischen Teil. In Südafrika werden die drei Haupt-Camps und verschiedene sogenannte Wilderness Camps von Sanparks betrieben, auf botswanischer Seite zum Teil von der staatlichen Nationalparkbehörde und zum Teil von privaten Anbietern. Während die grossen südafrikanischen Restcamps Mata Mata, Twee Rivieren und Nossob umzäunt sind und sowohl über Campsites als auch Selbstversorger-Chalets, kleine Läden, je eine Tankstelle, Internet über WiFi und Strom verfügen, sind die Campsites auf botswanischer Seite nicht umzäunt, völlig freistehend in der natürlichen Umgebung und ohne Infrastruktur ausser mit einem A-förmigen Schattendach, Feuerstelle und einem Plumpsklo ausgestattet. Bekannt ist der Park vor allem für seine hohe Dichte an Grosskatzen, vor allem die Löwenpopulation ist vergleichsweise stabil und die grossen Löwenmännchen berühmt für die typische, sehr dunkle Färbung der Mähne («Black Maned Kalahari Lions»). Auch gute Chancen für Beobachtungen von Geparden gibt es hier, da diese eleganten Jäger meist lange ihre Reviere halten und sie in den beiden Trockenflusstälern Auob und Nossob, aufgrund der dort vorhandenen künstlichen Wasserstellen, zuverlässig Beute schlagen können. Und für Ornithologen ist die grosse Vielfalt und hohe Dichte an Greifvögeln und Eulenarten ein vielversprechendes Reiseziel.
Samstag, 27. Jaunuar 2024
Mata Mata Restcamp, Kgalagadi Transfrontier Park
Der erste grosse Gamedrive, wir kosten es natürlich aus und fahren bis zum Kamqua Picknickplatz, was hin und zurück mal locker 110 km sind. Auf der Hinfahrt nehmen wir uns äusserst viel Zeit und halten vor allem für Vögel, welche wir mit viel Disziplin und Ausdauer zu bestimmen versuchen. So zum Start einer Safari kommen dann schnell mal einige Arten zusammen, es macht uns auch dieses Mal viel Freude.
An Säugetieren sehen wir nicht so viel, es ist wenig Wild in dieser Gegend, obwohl es an der schon recht grünen Landschaft gut Regen gegeben haben muss. Wenige Oryx und Springböcke sehen wir, in der näheren Umgebung von Mata Mata hält sich eine grössere Gnuherde auf.
Die Stimmung ist sehr friedlich und die Temperatur steigt sehr schnell. Der Himmel hat schon ziemlich aufgeklart und wie wir werden feststellen können, wird das die nächsten Tage immer so sein; Gewitter und Regen am Abend, klare, wunderschöne Morgen, aufkommender Wind ab dem Nachmittag.
Einmal entdecke ich im Vorbeifahren schier unmöglich zu sehen einen Fleckenuhu, welcher perfekt getarnt in einem Baum gleich neben der Piste hockt. Dass ich den überhaupt gesehen habe, kann ich selber fast nicht glauben, aber das Auge und der Sinn dafür scheint noch immer geschärft zu sein.
Später hält Beenie im Schatten eines Baumes am Pistenrand an, weil er ein vorausfahrendes Fahrzeug, das etwas weiter vorne angehalten hat, nicht gleich überholen will. Wir stehen da und warten und gucken, ob der andere etwas entdeckt haben mag. Ich schaue links von mir in den Baum und sehe zwei weitere Fleckenuhus im Schatten ruhen. Was ein Zufall!
Irgendwann kommen wir dann doch noch auf der Picknick-Site an, wo wir uns eine Pause mit einem einfachen Zmorgen mit Cornflakes und Knäckebrot mit Käse, Tomaten und Gurken gönnen.
Für die Rückfahrt setze ich mich ans Steuer und wir fahren die 55 km im gleichmässigen Tempo mehr oder weniger durch. Die Tiere haben sich bei der Hitze, die gegen Mittag schon wieder herrscht, sowieso alle zum Ruhen zurückgezogen.
Zurück im Camp haben wir zum ersten Mal etwas Zeit, abzuhängen, uns noch ein bisschen einzurichten (Kisten beschriften, Material sortieren) und mit dem netten neuen Nachbar, Ernie aus Kanada, der aber lange in der Schweiz gelebt hat, zu plaudern.
Am frühen Abend fahren wir nochmals eine kleine Runde, diesmal aber nur bis zum ersten Wasserloch, Sitzas, wo wir uns einfach mal hinstellen und gucken, ob etwas passiert.
Es passiert: nichts. Eine Dame aus einem anderen Auto, das kurz neben uns hält, fragt, ob wir etwas Spannendes zu sehen bekommen hätten. Wir sagen, nein, wir stehen hier einfach und warten. Auf der Rückfahrt treffen wir sie noch einmal und da fragt sie uns: «und, ist euer Date am Wasserloch noch eingetroffen?»
Die Wolken am Horizont werden immer dunkler, ein heftiges Gewitter zieht auf. Auf der Fahrt zurück zum Camp erleben wir dann eine unfassbar schöne und spektakuläre Gewitterstimmung, wie wir es so noch fast nie gesehen haben. Einfach nur gewaltig!
Auch über das Camp zieht das Gewitter, aber wir haben Glück, es regnet nur einmal kurz etwas heftiger. Ernie, der einen Sunset Drive gebucht hatte, ist mit seiner Gruppe voll in eine Zelle geraten und ist klatschnass ins Camp zurück gekommen.
Wir kochen uns eine fantastische Wildfleisch-Bolognese, dazu gibt es einen kleinen Salat. Zuerst habe ich, während Beenie am Kochen war, unsere Stühle und den Campingtisch in den Eingang des Ablution Blocks gestellt, dann hat es aber doch wieder nachgelassen, so dass wir doch noch draussen essen konnten.
Gewitter in der Kalahari - ich liebe es! Und kann man so nur in dieser Jahreszeit erleben. Man muss sich dann halt zu helfen wissen und so kann man den Laderaum des Bakkies auch als trockene Küche nutzen.
Noch rasch das Geschirr spülen, dann schnell ab ins Zelt.
Zahlen des Tages
Tageshöchsttemperatur: 38° Tageskilometer: 129,4 km
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