top of page

Im wilden Osten

Autorenbild: SamSam

Nach dem letzten Tag im Nossob-Tal machen wir uns auf die weite Fahrt in den Nordosten, hinüber nach Botswana in die abgelegene und einmalig schöne Mabuasehube Region. Grandiose Sonnenauf- und untergänge, Stille, fantanstische Sternenhimmel und gemütliche Stunden am Lagerfeuer mit Freunden erwarten uns.




Mittwoch, 31. Januar 2024

Nossob Restcamp, Kgalagadi Transfrontier Park

Der heutige Morning Drive führt uns bis zum Bedinkt Wasserloch im Norden.


Die prächtigen Farben eines klaren Sommermorgens in der Kalahari.


Ein paar Kilometer weiter und eine halbe Stunde später dringen spektakulär ein paar Sonnenstrahlen durch die ersten neuen Wolken.


Friedlich äst eine Herde Gnus mit ihren Kälbern vom frisch spriessenden Gras.


Auf der Rückfahrt treffen wir auf Stefanie und Dani, sie erzählen uns von Löffelhunden, die sie kurz zuvor gesehen haben. Wir fahren ein Stück weiter und Beenie meint so, hier sei doch eindeutig Löffelhund-Land. Nur wenige Sekunden später erblicken wir die drei Tiere, ein Elternpaar mit einem Jungen, tatsächlich, aber weit im Feld draussen.


Löffelhunde sind gerne auf offenen Ebenen mit guter Übersicht zu finden - hier das typische Löffelhund-Land und wer gut schaut, sollte zwei der herzigen Hundeartigen erkennen.



Zurück im Camp und da wir das Auto für heute nicht mehr brauchen, füllen wir gleich unsere Tanks auf und machen noch kleinere Besorgungen im Shop.


Selbst in der Abgeschiedenheit der Halbwüste geniesst man an der Tanke eine Rundumbetreuung - Beenie lehnt sich derweil zurück.


Den Tag verbringen wir auf der Campsite, es zieht immer mehr zu und am Nachmittag ergeht ein heftiges Gewitter über uns. Die ganze Campsite ist ziemlich überflutet, aber wir haben Glück; mein Zelt wird verschont, obwohl auf unserem Stellplatz auch eine grosse Pfütze entsteht, die nur langsam versickert.


Unser ziemlich überfluteter Campingplatz - keine Sorge, das Kabel zum aufladen meines MacBooks ist nicht am Strom angeschlossen.




Zum Glück hat es im Ablution Block auch eine Gemeinschaftsküche mit Gasherd, wo wir dann kurzerhand ein frühes Abendessen zubereiten. Es gibt unsere Busch-Variante der Älplermagronen und wir müssen uns sputen mit dem Essen, denn wir haben für heute Abend einen «Sunset Drive» gebucht, welcher vom Chef Ranger und Legende Thijs Burger höchstpersönlich durchgeführt wird.


Thijs ganz in seinem Element.


Die Ausfahrt ist äusserst interessant, er erzählt unglaublich viel Spannendes über die Tiere und die Umgebung hier, er kennt die Kalahari wie fast kein Zweiter.



Wir erspähen Springböcke, zwei Spotted Eagle-Owl (Fleckenuhus), von welchen ich mit sehr hoher ISO-Zahl ein echt gutes Foto hinbekomme und das, auf dem Display meiner Kamera herumgezeigt, begeisterte Ahs und Ohs auslöst bei den anderen Gästen.



Ein Schakal mit einem Springbock-Lamm im Maul macht sich davon und wir kommen mit Thijs darauf zu sprechen, wie wenig Schakale wir dieses Jahr zu sehen bekommen haben. Das findet er eine sehr interessante Frage und Beobachtung von uns und er erklärt, dass sich die Population ganz einfach selbst reguliert habe. Die Natur greife selber ein, wenn es nötig ist und es habe über eine gewisse Zeit genügend Nahrung gegeben, so dass sich eine erhebliche Population hat aufbauen können über die vergangenen Jahre. Dann sind es zu viele Schakale geworden und so haben sie sich sozusagen selber eingeschränkt in der Fortpflanzung, so dass die älteren Tiere mit der Zeit wegstarben und weniger Jungtiere nachgezogen sind.


Herrliche Fahrt im offenen Geländewagen in schönster Stimmung und mit spannendem aus dem Busch von unserem Guide.


Es ist eine lustige Truppe an Bord des alten Landcruisers, wir haben gute Gespräche, die Gäste stellen viele Fragen an Thijs und es werden munter Sprüche geklopft. Unser Guide lässt sich auch überhaupt nicht stressen von irgendwelchen Zeitvorgaben und so sind wir erst deutlich nach den angekündigten 21 Uhr wieder zurück am Camp.



Zahlen des Tages

Tageshöchsttemperatur: 38° Tageskilometer: 70,3 km



Donnerstag, 1. Februar 2024

Nossob Restcamp - Mabuasehube Pan Campsite N° 4, Kgalagadi Transfrontier Park

Die lange Fahrt quer durch den KTP in die Mabuasehube Region steht an. Wir stehen wie immer um kurz nach 5 auf, aber weil ab dem 1. Februar sowieso erst ab 6 Uhr offen ist, müssen wir nicht allzu sehr pressieren mit dem Abbau des Camps. Um 6:10 sind wir abfahrbereit.


Über 9 Stunden werden wir dieses Mal unterwegs sein. Es ist aber einfach eine wunderschöne Fahrt und wilder Ritt im Tiefsand und über all die unzähligen Dünen.


Die Tiefsandpiste schlängelt sich durch allerschönste Kalaharilandschaft, die am frühen Morgen in warmes Licht getaucht wird. Weite, Ruhe und Einsamkeit in XXL-Version.


Wir lassen uns viel Zeit und halten oft für das Bestimmen von Vögeln. Auch Oryx sehen wir ziemlich oft, zwischendurch Kuhantilopen und immer mal wieder die kleinen Steenbok, die vor uns davon springen und dann in sicherer Distanz und in ihrer so typischen Pose stehen bleiben und zu uns gucken.


Eines der vielen Steinböckchen in der erwähnt typischen Pose - sie gehen zuerst in sichere Distanz, bleiben so stehen, dass sie sowohl Fluchtweg als auch Objekt der vermeintlichen Gefahr gut im Blick haben und machen sich nach einer Weile im Zickzack davon.


Eine der vielen Oryx-Antilopen, die wir antreffen, zupft vom frischen Grün.


Die Landschaft ist atemberaubend schön und dieses Mal wirklich sehr grün, in gewissen Abschnitten fahren wir durch ein gelb leuchtendes Blütenmeer.



Beeindruckende Bauwerke der Siedelweber - ein sehr typisches Bild für die Gegend hier.


In etwa der Hälfte auf der Campsite an der Motopi Pan machen wir eine kurze Mittagsrast und kochen uns eine Portion Instant Noodles. Dann übernehme ich das Steuer und fahre die zweite Hälfte bis zur Mabuasehube Pan.


Am «berühmten» Wrack ebenfalls etwa hälftig der Strecke findet sich nun auch ein Aufkleber von den Safaribrothers.


Hinten raus zieht es sich dann schon sehr, aber wir haben Zeit und lassen uns diese auch weiterhin.



Noch auf dem Weg zwischen der Mpayathutlwa Pan und der Mabuasehube Pan kommen uns Roger und Julia entgegen gefahren. Wir kennen die beiden von einem früheren Besuch im 2018, wo wir genau hier an der Mabuasehube Pan Campsite-Nachbarn waren. Die beiden kommen seit über 20 Jahren jedes Jahr hierher und verbringen bis zu drei Monate vorwiegend in Botswana und am liebsten in der Kalahari. Im Vorfeld hatten wir über WhatsApp hin und wieder Kontakt und sie hatten keine Campsite mehr bekommen. Da haben wir sie spontan eingeladen, heute und morgen den Stellplatz mit uns zu teilen. Sie holen noch Wasser und kommen dann etwas später auch zur Campsite.


Die Pfanne selbst ist vergleichsweise grün, es steht kurzes Gras drin und Gnus und Springböcke verweilen dort.


Traumhafter Stellplatz an der Mabuasehube Pan.


Die Aussicht von der Campsite ist gigantisch. Wir bauen unser Lager auf und machen dazu ein Zeitraffer-Video, danach entspannen wir mal eine Weile.



Während Roger und Julia zum Wasserloch an der Mpayathutlwa Pan fahren, bleiben wir «zu hause», machen Feuer und bereiten unser Abendessen vor: Boerewors vom Grill und Risotto.


Die Buschküche in ihrer reinsten Form - für mich einer der schönsten Momente im Safarileben.


Unsere Gäste, die erst etwas später vom Gamedrive zurück kommen, gesellen sich noch zu uns und wir quatschen eine ganze Weile.


Zahlen des Tages

Tageshöchsttemperatur: 37° Tageskilometer: 190,8 km



Freitag, 2. Februar 2024

Mabuasehube Pan Campsite N° 4, Kgalagadi Transfrontier Park

Die Nacht war sehr ruhig, nur die Weissflügeltrappen, die offenbar gerade in der Balz sind, machen immer mal wieder Gekreische. Zwischendurch aber ist es totenstill, das ist eines der ganz grossen, grandiosen Erlebnisse, die man hier draussen haben kann.


Sonnenaufgang über der Mabuasehube Pan wie aus dem Bilderbuch.


Wir stehen erst etwas später auf und entscheiden, nicht zum Wasserloch zu fahren. Stattdessen machen wir eine kleine Runde um die Pfanne und Birden weiter, was das Zeug hält. Ansonsten passiert nicht viel, aber die Ausblicke über die Pan sind grandios und die Morgenstimmung sehr friedlich und schön.


Monotounous Lark (Sperlingslerche)


Den Tag verbringen wir sehr entspannt im Camp, beobachten die Rock Kestrel, die in der Nähe jagen, werfen immer mal wieder einen Blick über die Lehmsenke und gucken, ob sich bei den Springböcken und Gnus etwas tut, einmal zieht ein einsames Oryx über die Ebene.


Besuch einer der hier ansässigen Fuchsmangusten (Yellow Mongoose) auf unserer Campsite



Auch eine gute Idee für ein spätes Frühstück aus der Buschküche: Omeletten mit Zwiebel-Tomaten-Feta-Füllung.


Am Abend dann fahren wir auch zum Mpayathutlwa Wasserloch, ausser einem Bateleur (Gaukler), der lange und vorsichtig schauend trinkt, ist wenig zu sehen. Zwei Schakale schleichen vorbei, natürlich kommen Gurrtauben zum Trinken und einmal werden diese von einem Falken, der aber keinen Erfolg hat, überrascht.


Rock Kestrel (Felsenfalke) links - Kalahari Scrub Robin (Kalahariheckensänger) rechts


Bateleur (Gaukler) am Mpayathutwla Wasserloch


Ein Schabrackenschakal wandert über die Ebene der Mpayathutlwa Pan auf der Ausschau nach Beute...


... wie zum Beispiel eine der Ring-necked Dove (Gurrtauben).


Bei einem wunderbaren Sonnenuntergang fahren wir zurück.



Julia hat für uns alle eine Bolognese gekocht, so dass wir für einmal weder kochen noch abwaschen müssen. Es schmeckt sehr lecker und wir unterhalten uns wieder gut am Lagerfeuer, während Roger und ich uns noch darin versuchen, die Stimmung im Camp und dem heute wieder phänomenalen Sternenhimmel mit unseren Kameras einzufangen.



Das Wetter übrigens hier draussen läuft immer etwa gleich ab: am Morgen ist es klar, nur vereinzelt kleinere Wolken am Himmel. Dann baut sich die Hitze auf, ab dem Mittag oder frühen Nachmittag kommt teils recht starker Wind auf und die Regenwolken beginnen sich aufzutürmen. In der Ferne oder auch mal am Ort selber regnet oder gewittert es dann am späteren Nachmittag oder frühen Abend, danach klart es wieder auf und wenn es dunkel ist, herrscht eben meist absolut sternenklare Nacht.


Zahlen des Tages

Tageshöchsttemperatur: 38° C

Tageskilometer: 31,2 km


Mabuasehube - der wilde Ostteil des Kgalagadi Transfrontier Park Ursprünglich ein separates Game Reserve direkt angrenzend an den damaligen Gemsbok National Park, wurde das Gebiet inzwischen rund um die grossen Lehmpfannen in den Nationalpark integriert. Mabuasehube bedeutet so viel wie Rote Erde und die Landschaft wird bestimmt von den weiten Pfannen und mal offenen Grasebenen, mal dichteren, hier weiter nordöstlich schon eher typischen Busch-Kalahari. Anders als im südafrikansichen Teil des Parks mit den beiden Trockenflusstälern in der Dünenkalahari konzentriert sich hier das «Game Driving» mit Rundwegen um die namengebende Mabuasehube Pan und die weiteren Pfannen Mpayathutlwa, Lesholoago (siehe auch «Kapitel 7 - Die Faszination der Abgeschiedenheit» in unserem Bericht von der vorangegangenen Reise im Dezember 2021), Khiding und Bosobogolo. Das Gebiet ist enorm abgelegen, es gibt ausser den offiziellen Campsites an den Pfannen und dem Main Gate keinerlei Infrastruktur, die nächsten Ortschaften und Tankstellen sind bis über 200 km weit entfernt und nur über teils ruppige, tiefsandige Pisten erreichbar. Man ist völlig auf sich alleine gestellt und muss vollständig selbstversorgt unterwegs sein, Trinkwasser und Essen für mehrere Tage sind absolut unabdingbar und ein Satelittentelefon für den Notfall eindeutig ratsam. Dafür wird man mit einmaliger Abgeschiedenheit, Ruhe und unvergleichlichen Naturerlebnissen belohnt. Es gibt nur wenige Schlafplätze auf den erwähnten Campsites, die oft weit im Voraus ausgebucht sind (oder durch etwas verwunderliche Vergabepraxen verknappt werden) und dadurch trifft man auch nur auf sehr wenige andere Menschen und hat Tiersichtungen daher oft für sich ganz alleine. Alle Campsites sind nicht eingezäunt und Besuch von Löwen, Leoparden, Dachsen, Mangusten und anderen Interessenten sind durchaus üblich. Für uns war es nach 2018, 2019 und 2021 der insgesamt vierte Aufenthalt hier und zählt für uns zu einem der absoluten Highlights einer Botswana-Reise. Wir lieben diese Ecke einfach, die Abgeschiedenheit und einmalige Naturnähe hat es uns ganz besonders angetan. Unerfreulich ist wie erwähnt die Vergabepraxis der Campsites und vor allem auch deren Unterhalt, andererseits macht es das auch irgendwie aus und die Einfachheit sowie schwierige Erreichbarkeit führt eben genau dazu, dass man die Einsamkeit auch als solche geniessen kann.


30 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page